Hohe Wichtigkeit für Quartier und Quartierkommission
Im Januar startet eine neue Etappe in der Planung der beiden Allmenden – die Testplanung geht über in die Phase der öffentlichen Mitwirkung. Der DIALOG Nordquartier als offizielle Quartierkommission hat seine Haltung während der Testplanung dezidiert eingebracht. Mittels verschiedener Aktivitäten werden im Januar die bisherigen Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.
Könnte es sein, dass der Stellenwert und somit die Bedeutung der beiden Allmenden für die Bevölkerung etwas überbewertet oder gar verklärt wird, wie in der Diskussion rund um die Allmenden immer wieder zu hören ist? Dieter Aeberhard ist diesbezüglich exakt gegenteiliger Meinung; er ist Vorstandsmitglied im DIALOG und Co-Leiter der Arbeitsgruppe Quartierentwicklung und er sagt: «Ich finde, das trifft nicht zu. Ja, die Allmenden sind tagsüber nicht immer stark besetzt. Es muss nicht sein, dass ich mich als Quartierbewohner täglich dort aufhalte, aber die Allmenden sollen jederzeit die Möglichkeit bieten, das zu tun.» Zudem, so der Architekt, sei die Belegung eine Frage der Wahrnehmung; wenn vier Teams verteilt auf der Grossen Allmend gleichzeitig Fussball spielen, ergebe das ein anderes Bild als das einer Schulklasse während eines Spielnachmittags. Andreas Abebe ergänzt, dass die Fussballclubs Breitenrain und Wyler, beide aktiv im Kinder- und Jugendfussball, teils konfrontiert seien mit Platzproblemen und die Allmenden für den Breitensport eine wertvolle Ergänzung sein könnten, wenn die Platzverhältnisse der beiden Vereine ausgeschöpft sind.
Vertretung der Bewohnenden
Der Pfarrer der Reformierten Kirchgemeinde ist im Präsidium der Quartierkommission und war ebenfalls involviert in die erste Phase der Testplanung zur Neuordnung der Allmenden; er ist zuversichtlich über den weiteren Verlauf: «Wir sind angehört worden und ich hatte den Eindruck, dass unsere Anliegen ernsthaft aufgenommen wurden. Uns ist wichtig, dass die Quartierbevölkerung weiss, was wir uns überlegt und was wir eingebracht haben.» Anlässlich der kommenden Veranstaltungen werden die Menschen aus dem Quartier Gelegenheit dazu haben und Andreas Abebe hofft, dass diese Möglichkeiten zur Meinungsbildung rege genutzt werden. Im Wissen darum, «dass der DIALOG natürlich nicht alle Interessen aus dem Quartier abdeckt, aber halt doch die repräsentativste Organisation der Quartierbevölkerung ist.» Als Vertretung der Nordquartier-Bevölkerung habe man versucht, den Spagat zu machen, den es dazu braucht, ist Dieter Aeberhard überzeugt, und: «Wir haben konstruktiv am Prozess mitgearbeitet; das wurde gewürdigt und unsere Position als Vertretung von 20 000 Bewohnenden wurde als wichtig wahrgenommen.»
Vielfältige Bedürfnisse
Insbesondere habe die Fachjury anerkannt, dass für die 3000 Menschen, die sich in den nächsten Jahren in den neu entstehenden Quartierteilen niederlassen werden, ausreichend Erholungs- und Grünraum zur freien Nutzung vorhanden sein muss. Die Umsetzung der vielfältigen Bedürfnisse werde für die Behörden zu einer Herausforderung, die Dieter Aeberhard so zusammenfasst: «Institutionen wie BERNEXPO oder YB im Quartier zu haben, ist wichtig; genauso wichtig ist jedoch, dass die Bewohnenden des Nordquartiers auf den Allmenden Spaziergänge machen, Feste feiern oder an Schneetagen schlitteln können.» Eine Möglichkeit zur Sicherung der Qualität für alle besteht gemäss dem DIALOG darin, dass man sich Gedanken macht über die Anzahl der Belegungen und auch eine Reduktion der Nutzungen könnte ein gutes Nebeneinander fördern. Eine klare Haltung hat die Quartierkommission zur Idee eines unterirdischen Parkings auf der grossen Allmend: «Es ist hinlänglich bekannt», so Andreas Abebe, «dass wir das aus Gründen der ökologischen und gesellschaftlichen Nachhaltigkeit eine ganz schlechte Idee finden.» Gerade zu diesem Thema, ergänzt Dieter Aeberhard, wurde von Fachleuten aus anderen Städten, die auch am Prozess teilnahmen, die Frage gestellt, ob es wirklich richtig sei, hier ein Parking zu bauen.
Möglichkeiten zur Mitwirkung
Die Haltung der Kommission zu den Allmenden ist seit zwei Jahren unverändert und man ist überzeugt, über gute Argumente zu verfügen. Dies auf der Grundlage, wie Dieter Aeberhard mehrmals betont, nämlich, dass der DIALOG breit abgestützt ist und sich somit klar positionieren kann. «Wenn wir eine ablehnende Haltung einnehmen, begründen wir das. Wir sind nicht einfach gegen etwas.» Die Benutzung von öffentlichem Grünraum sollte möglichst wenig eingeschränkt sein, deshalb lehnt man einen exklusiven Profibetrieb durch die Young Boys auf der Allmend ab. Hingegen sollte der Charakter der Allmenden in den Vordergrund rücken, attraktiver sollen sie werden, auch durchsetzt mit schattenspendendem Baumbestand, und, so Dieter Aeberhard: «Sehr wichtig ist dabei eine grosszügige Verbindung beider Allmenden. Das wäre eine enorme Bereicherung, dafür haben wir uns stark eingebracht.» Andreas Abebe wagt gar den Ausblick, dass mit einer Überdachung der Autobahn die zwei Allmenden dereinst zu einer verschmelzen könnten. Es soll niemand dauernde Ansprüche auf die Allmenden haben, sind sich beide einig, ebenso in der Feststellung, dass eine Vielzahl guter Ideen die Chancen für sinnvolle Nutzungen erhöht. Es wird dauern, bis es so weit ist, aktuell bekräftigt Andreas Abebe nochmals seinen Wunsch: «Die Quartierbevölkerung soll sich ein Bild machen und sich informieren. Die Allmenden sind ihre grüne Lunge.»
INFO
Phase 2/Mitwirkung
Ab 12. Januar finden während mehrerer Wochen verschiedene Veranstaltungen für die Öffentlichkeit statt; es besteht ebenfalls die Möglichkeit zur Teilnahme an einer digitalen Umfrage.
www.bern.ch/allmenden