Corinnas Quartier Talk

Corinnas Quartier Talk mit Madeleine Streit

«Das legendäre Lorrainebad ist wirklich einmalig.»

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Seit 40 Jahren in der Lorraine und fast ebenso lang YB-Fan: Madeleine Streit. Bild: zVg

Seit nahezu vierzig Jahren lebt Madeleine Streit an der Quartiergasse in der Lorraine und hat schon so einige Veränderungen miterlebt...

Madeleine Streit arbeitete jahrelang im VBS als Sachbearbeiterin für den Armeestab. Da sie sich noch zu jung fühlte, um nichts mehr zu tun, half sie nach ihrer Pensionierung ihrem guten Freund Bruno Jordi in dessen Architekturbüro im Obstberg aus. Bruno ist wohl vielen als treue Seele der «GoodMorningCrew» vom Gurtenfestival bekannt, wo auch Madeleine Jahr für Jahr mithalf. Diesen Job hat sie zwar an den Nagel gehängt, hilft jedoch überall aus, wenn ihre Hilfe benötigt wird. Madeleine reist gerne – auch in der Schweiz, besucht einmal in der Woche das Linedance-Training, macht Aquafit und fährt gerne Ski und, wenn sie mal nichts tut oder nicht unterwegs ist, geniesst sie ihre Wohnung über den Dächern der Lorraine. Und sie liebt ihre Tochter und die beiden Enkelsöhne über alles.

Du lebst seit bald 40 Jahren im selben Haus. Wie hast du diese Wohnung damals gefunden, und weshalb wolltest du in der Lorraine wohnen?
Das Quartier hat mir schon immer gut gefallen. Die Wohnung fand ich per Inserat und erinnere mich, dass es viele Bewerber:innen hatte und ich den Zuschlag bekam, was damals als alleinerziehende Mutter nicht selbstverständlich war. Leider soll das Haus in 1½ Jahren aussen saniert und damit verbunden die Mieten erhöht werden. Da ich mir eine höhere Miete nicht leisten kann, suche ich eine neue Bleibe im Nordquartier. Ich bin für jeden Tipp dankbar!

Wie sah die Lorraine damals aus? Erinnerst du dich an das Leben und das Treiben?
Das Restaurant Du Nord war das Stammlokal des FC WEF – heute FC Wyler –, wo diverse Veranstaltungen stattfanden. Man spielte dort leidenschaftlich gerne Lotto, und die Silvesterfeiern waren legendär. Eigentlich ist das Treiben ziemlich gleich geblieben, nur der Kiosk, den Frau Hagen-Joss bediente, gibt es sicher fast 20 Jahre nicht mehr. Auch die Post ist verschwunden und die Käserei, wo sich heute das Falafingo befindet. Und in der einstigen kleinen Migros befindet sich der LoLa.

Wie lebte es sich als junge Mutter im Quartier?
Da ich alleinstehend war, musste ich den ganzen Tag arbeiten gehen. Meine Tochter verbrachte ihre Zeit, wenn keine Schule war, im Tagesheim in der Lorraine. Wenn ich abends nach Hause kam, war ich jeweils zu müde, um noch im Quartier unterwegs zu sein.

Wie empfandest du die Lorraine damals? Und wie fühlt sie sich heute an?
Damals waren eher ältere Menschen – die alten Lorraineler – anzutreffen, heute sind es mehrheitlich junge Leute.

Welche schöne Geschichte bleibt dir im Zusammenhang mit dem Quartier in besonderer Erinnerung?
Es gibt eigentlich keine besondere Geschichte zu erzählen, ausser vielleicht die vielen Begegnungen mit Menschen, vor allem auch mit Nachbar:innen. Wir trafen uns oft zu gemeinsamen Apéros und auf einen «Schwatz».

Wenn du Autorin wärst, welchen Titel über «deine Lorraine» würdest du für dein Buch wählen?
Mmmmh, das ist eine schwierige Frage, vielleicht: «Das Quartier der vielen Restaurants» – in der Lorraine gibt es deren neun davon!

Wohin zieht es dich im Quartier, wenn du Ruhe suchst?
Ich bin sehr gerne an der Aare unterwegs, spaziere entweder links hoch bis zum Bärengraben oder rechts runter bis nach Worblaufen – das ist Erholung pur!

Und wohin, wenn du etwas erleben möchtest?
Da treffe ich mich meistens mit Freunden in der Stadt.

Gab und gibt es deinen Lieblingsort, damals und heute?
Als eingefleischter YB-Fan bin ich natürlich gerne im Wankdorfstadion!

Wenn du Freund:innen aus dem Ausland durchs Quartier führen würdest, wie sähe dein Rundgang aus?
Ich würde sie entlang der Lorrainestrasse mit den vielen unterschiedlichen «Beizli» bis hinunter zum Lorrainebad führen. Dieses Bad ist wirklich einmalig. Natürlich ist auch die Berner Brocki einen Besuch wert.

Hat es dich in all der Zeit nie gereizt, an einem anderen Ort zu leben?
Nein, ich fühle mich nach wie vor sehr wohl in der Lorraine.

Zu guter Letzt: Welchen Geheimtipp hast du für Leute, die die Lorraine noch nicht so gut kennen?
Den habe ich nicht, aber sich im Sommer entlang der Lorrainestrasse draussen in eines der diversen Restaurants zu setzen, einen Apéro zu geniessen und mit Menschen ins Gespräch zu kommen ist immer schön.

Danke, Madeleine, für deine Zeit und die Antworten!

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