Die Baustelle als Sinnbild für Perspektiven
Die Mitgliederversammlung 2025 des Vereins Läbigi Lorraine fand in provisorisch hergerichteten Räumlichkeiten in der Baustelle an der Lorrainestrasse 31 statt. Dort, wo voraussichtlich im Frühjahr 2026 der öffentliche Quartiertreff «LO31» in Betrieb genommen wird.
Versammlungen von Vereinen sind nicht immer so prickelnd, dass sich die Anwesenden vor lauter Aufregung kaum auf den Stühlen halten können. Denn es gehören Bilanzen dazu, Erfolgsrechnungen auch, dazu Genehmigungen von Protokollen und Budgets. Das ist auch so bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Vereins Läbigi Lorraine (VLL), aber erfreulicherweise betont Johannes Wartenweiler anlässlich der Begrüssung die Kürze des statutarischen Teils und dass das Apéro um 20 Uhr beginnen soll. Auch die anderen Vorstandsmitglieder werden Gelegenheit haben – nicht nur, aber auch – über Themen mit erfreulichen Perspektiven für den Verein zu berichten. Allen voran der Ausblick auf den neuen, öffentlichen Quartiertreff LO31, nachdem die Lorraine 24 Jahre auf einen solchen verzichten musste. Der Spielbetrieb Lorraine, die Gemeinwesenarbeit Bern-Nord und die Läbigi Lorraine sind in Räumlichkeiten der Wohnbaugenossenschaft Volo eingemietet, nun erhalten sie an der Lorrainestrasse ein neues Zuhause. «Für uns war es seinerzeit schon ein bisschen ein Schock», sagt Romano Manazza, «als wir plötzlich keinen Quartiertreff mehr hatten.»
Einnahmen durch Vermietung
In seinem Rückblick erwähnt er die dauernden Übergangslösungen, die nun von einem dauerhaften Zustand abgelöst werden, und zwar in einer Liegenschaft, die im Jahr 1879 erbaut wurde, im Besitz der Stadt Bern ist und nun saniert wird. Der Trägerverein LO31, dem momentan die Läbigi Lorraine und der Spielbetrieb Lorraine angehören, wird ab 2026 Mitglied der Berner Gemeinschaftszentren (VBG). Trotz dem Entgegenkommen der Stadt beim Mietzins ist der Trägerverein auf Spenden angewiesen; zur Finanzierung der Betriebskosten sollen die Einnahmen aus der Vermietung für Anlässe beisteuern. Ein Ort mit Bedeutung für das Quartier soll es werden, betont Markus Flück von der Quartierarbeit Bern Nord, sichtbar, transparent und sehr offen für Inputs aus der Bevölkerung. Anschliessend informiert er über die Ergebnisse einer Sozialraumanalyse der Gemeinwesenarbeit; dabei handelt es sich um eine statistische Bestandsaufnahme zur Entwicklung des Quartiers. Unter anderem gibt sie Aufschluss über die Anzahl der Haushalte und darüber, dass ein Fünftel davon Wohngemeinschaften sind. Was einem hohen Anteil entspreche, auch die Zahl der Bewohnenden, die Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen beziehen, sei überdurchschnittlich.
Umfrage im Quartier
Danach präsentiert Maria Jans Bickel die Ergebnisse einer Umfrage, die der Verein im Quartier durchgeführt hat. Das Ziel sei gewesen, ein Stimmungsbild zu erhalten, welches Auskunft gibt über aktuelle Themen, aber auch, wie die Läbigi Lorraine von den Bewohnenden wahrgenommen wird. Aus den 87 Rückmeldungen zieht sie das Fazit, dass die Bevölkerung ein starkes Interesse zeigt an einem lebendigen, vielfältigen und durchmischten Quartier und dass der Verein als wichtige Stimme wahrgenommen wird. Diese war aus ihrer Sicht auch nötig, als es darum ging, das Lorrainebad zu erhalten. Über den Kredit zur Sanierung wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 abgestimmt. Vorgängig soll der Fussweg zum Bad schon mal einen Namen erhalten. Für die Namensgebung hat der Verein eine Jury eingesetzt, die sich für den Namen «Noëmi-Gradwohl-Weg» entschieden hat und ihre Empfehlung zusammen mit weiteren Vorschlägen den städtischen Behörden unterbreiten wird. Ein weiteres Thema ist die Sanierung der Häuser am unteren Randweg, die für den Verein unbefriedigend ist, da der renovierte Wohnraum für die bisherigen Bewohnenden kaum mehr erschwinglich sein wird. Die Einsprache wird nicht weitergezogen, hingegen will man sich anlässlich einer Besprechung mit der Bauherrschaft einbringen.
Bestätigung des Vorstandes
Und natürlich darf auch die Temporeduktion in der Lorrainestrasse nicht fehlen. Kürzlich habe das Verwaltungsgericht die Einsprache des Leists gegen Tempo 20 zurückgewiesen, informiert Catherine Weber und sie hofft, dass damit die Angelegenheit erledigt sei und der Leist auf das Weiterziehen an das Bundesgericht verzichte. Anschliessend präsentierte sie den statutarischen Teil. Das abgeschlossene Vereinsjahr weist einen kleinen Verlust von 370 Franken aus, bei einem Vermögen von 29'400 Franken. Die Jahresrechnung wird genehmigt, ebenso das Budget für das kommende Jahr; dieses sieht einen Verlust von 4'000 Franken vor, grösstenteils zurückzuführen auf den einmaligen Beitrag für den Quartiertreffpunkt LO31, dessen provisorisches Betriebs-Budget ebenfalls genehmigt wird. Und schliesslich – kaum jemand erwartete etwas anderes – wird der 9-köpfige Vorstand per Applaus bestätigt. Was ebenfalls erwartet werden durfte: Das improvisierte Sitzungszimmer in der Baustelle reichte vollkommen aus für das grosszügige Apéro. Pünktlich um acht war es so weit.