Ein Unesco-Kulturgut, das vieles verbindet
Seit 10 Tagen ist die Kornhausbrücke wieder vollständig für den Verkehr geöffnet. Das heisst: Tramlinie 9 und Buslinie 10 verkehren wieder normal. Nach neun Monaten Sanierung ist die Brücke, welche das Stadtzentrum mit dem Nordquartier verbindet, baulich und technisch erneuert und bereit für die kommenden Jahrzehnte. Ein Blick zurück zeigt auf, dass bereits der Bau der Brücke ein Kraftakt war.
Aufatmen: Die Sanierungsarbeiten an der Kornhausbrücke sind abgeschlossen: Seit dem 17. November 2025 ist die Brücke wieder für alle Verkehrsteilnehmenden uneingeschränkt nutzbar. Auch das Nünitram und die Buslinie 10 verkehren wieder normal über die Brücke. Gleichzeitig begann der Rückbau des Baugerüsts und der Installationsflächen; diese Arbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte Februar 2026. Um Fussgänger:innen vor allenfalls herabfallenden Teilen zu schützen, werden die Fusswege während gewisser Phasen des Rückbaus unter der Brücke kurzzeitig gesperrt.
Planmässig und ohne Zwischenfälle
In den vergangenen neun Monaten wurden die Tramgleise und Fahrleitungen vollständig erneuert, der Brückenober- und -unterbau instandgesetzt sowie die Beleuchtung auf moderne LED-Technik umgerüstet. Die Arbeiten verliefen planmässig und ohne besondere Zwischenfälle. Dank der umfassenden Erneuerung ist die Kornhausbrücke wieder bereit für die kommenden Jahrzehnte. Bis 2028 werden planmässig zwischen Frühling und Herbst weitere Korrosionsschutzarbeiten ausgeführt – an Stellen, die während der Hauptsanierung wegen des Baugerüsts nicht zugänglich waren. Durch diese zeitliche Staffelung konnte die Dauer der Brückensperrung deutlich reduziert werden. Die Arbeiten erfolgen durch spezialisierte Fachkräfte am hängenden Seil und beeinträchtigen den Verkehr nicht.
Nachhaltigkeit begrenzt
Der Projektperimeter ist auf die Kornhausbrücke begrenzt. Leider können im Brückenbereich keine Bepflanzungen oder Begrünungen umgesetzt werden, da die engen Platzverhältnisse und die Beschaffenheit des Belags, die Statik und die Sicherheitsvorgaben keine sinnvollen Lösungen erlauben. Zudem gehört die Kornhausbrücke zum Unesco-Weltkulturerbe und ist denkmalgeschützt. Bei der Ausarbeitung des Sanierungsprojekts war die städtische Denkmalpflege involviert.
Massnahmen für nachhaltiges Bauen werden aber insofern umgesetzt, als dank dem neuen Schienensystem künftige Gleisersatzarbeiten erfolgen können, ohne dass gleichzeitig der Belag und die Abdichtungen ersetzt werden müssen. Mit diesem Vorgehen wird ein Beitrag an die Verminderung der grauen Emissionen gemäss Artikel 5 Klimareglement geleistet. Zudem wird die bestehende Beleuchtung auf die energiesparende LED-Technologie umgerüstet, ohne dass am Erscheinungsbild der Leuchten etwas geändert wird. Mit dieser Umrüstung auf LED-Technologie wird Artikel 4 Absatz 2 Buchstabe b umgesetzt (Erhöhung der Energieeffizienz beim Stromverbrauch). Insgesamt entspricht das Projekt den Zielsetzungen des städtischen Klimareglements. Das neue Schienenoberbausystem ist bei der Befahrung durch die Trams zudem erfahrungsgemäss deutlich leiser als das bestehende. Somit kann die Lärmbelastung für Anwohnerinnen und Anwohner mit der Sanierung merklich reduziert und ihre Lebensqualität erhöht werden.
Im Eigentum der Stadt
Die Kornhausbrücke ist neben der Kirchenfeldbrücke die bedeutendste Stahl-Hochbrücke im Eigentum der Stadt Bern. Sie gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und ist im Bauinventar der Stadt Bern als «schützenswert» eingestuft. Im Lauf ihrer 127-jährigen Geschichte fanden verschiedene Umnutzungen, Verstärkungen und Instandstellungen statt. Eine Gesamterneuerung der Brücke erfolgte vorgängig letztmals in den Jahren 1997/98. Damals wurden neben dem Unterbau (neue Betonplatte im Verbund mit der Stahlkonstruktion) und der Abdichtung auch die Gleisanlage und der Strassenbelag sowie die Brücken- und Schienenentwässerung ersetzt.
Wertsteigerung dank Brücke
Etwas länger als die aktuelle Sanierung dauerte der Bau der Kornhausbrücke – nämlich fast drei Jahre. Am 18. Juni 1898 wurde die Verbindung zwischen der Altstadt und dem Nordquartier mit einem grossen Volksfest eröffnet. Die neue Hochbrücke ermöglichte die Erschliessung neuer Stadtquartiere im Norden und hatte dadurch eine Wertsteigerung des Bodens, der grossflächig der Burgergemeinde gehörte, zur Folge. Umgekehrt erhoffte sich die Stadt eine Wiederbelebung der Altstadt.
Brückenpläne bereits 1719
Bereits im Jahr 1719 taucht erstmals ein Projekt für eine Hochbrücke über die Aare (unterer Graben, Grabenpromenade zum Altenberg) auf. Es stammte von Oberstleutnant Johann Anton Herrport, der in Deutschland reiche Erfahrung im Festungsbau hatte. Das Projekt fand jedoch vor dem Rat keine Gnade, und der kühne Ingenieur wurde mit einer Medaille im Werte von 100 Thalern abgespiesen. Die Verbindung des Altenbergs mit der Stadt ermöglichte ab 1823 eine Fähre. Sie wurde 1834 durch eine Hohlbrücke ersetzt, für deren Benützung ein Zöllner bis zum Jahr 1847 ein Brückengeld einkassierte. Die heutige Kettenbrücke stammt aus dem Jahr 1857.
BERNER BRÜCKENBAU
1256 Untertorbrücke in Holz
1489 Untertorbrücke in Stein
1834 Altenbergsteg (Holzkonstruktion)
1844 Nydeggbrücke
1850 Tiefenaubrücke
1857 Altenbergsteg (Kettenbrücke)
1858 «Rote Brücke»
1883 Kirchenfeldbrücke
1898 Kornhausbrücke
1930 Lorrainebrücke
1941 Eisenbahnbrücke
1962 Monbijoubrücke
1975 Felsenau Autobahnviadukt
Vorschläge ab 1827
Im Jahr 1827 wurde der Gedanke einer Brücke beim Kornhaus wieder aufgenommen. Der Ratsherr Karl von Lerber und der Ingenieur Albrecht von Sinner untersuchten im Zusammenhang mit der Projektierung der Nydeggbrücke auch verschiedene Varianten stadtaufwärts. Als dann aber die Nydeggbrücke gebaut wurde, nahm eine Gruppe Liberaler unter der Führung von Oberst Buchwalder das Gegenprojekt wieder auf. Um 1833 tauchte der Vorschlag einer steinernen Brücke auf, in der an ausgedehnten Pfeilern mehrere Wohnungen Platz gefunden hätten. Beinahe wäre Bern auch zu einer Art Ponte Vecchio gekommen. Mit den Wohnungszinsen erhoffte man sich wohl die Bauzinse schneller amortisieren zu können. Sehr ernsthaft dachte man auch an eine Hängebrücke im Zusammenhang mit einem Rathausneubau, und um 1870 herum tauchte gar ein origineller Plan für eine Seilbahn vom Waisenhausplatz zum Schänzli auf.
Streit um Standort
Es entbrannte in der Folge ein heftiger Streit um den Standort einer neuen Brücke, der auch in der Presse erbittert geführt wurde. Als man sich in der Standortfrage in der Mitte, nämlich beim Kornhaus, traf, wurde das Land jenseits der Aare, das Mosergut und der Spitalacker, aufgekauft, um das Strassennetz im Hinblick auf die neue Brücke zu gestalten. Der jahrelange Kampf um die Kornhausbrücke forderte aber auch seine Opfer. So kaufte ein Architekt schon erfolgreich viel Land am Altenberg und investierte schnell sein ganzes Vermögen. Weil die neue Brücke aber sehr lange auf sich warten liess, musste er Stück für Stück mit Verlust vorzeitig verkaufen, was ihn schliesslich zum Bankrott brachte. Auch dem eigentlichen Baubeginn ging eine erbittert geführte politische Schlacht voraus; es stand nämlich auch das Projekt «Waisenhausbrücke» zur Diskussion, das anstelle von Lorraine- und Kornhausbrücke hätte entstehen können. Private und öffentliche Interessen standen im harten Tauziehen – Grundbesitzer kämpften mit harten Bandagen gegeneinander und versuchten, ihre Interessen durchzupauken. Schlussendlich obsiegte die teurere Variante, die Kornhausbrücke. Mit ihren vier Säulen auf den Hauptpfeilern verleiht sie bis heute der Stadt ein Hauch von Weltstadt.
Entscheid für Kornhausbrücke
Erst 1895 wurde per Volksentscheid zugunsten der Kornhausbrücke entschieden. Den Ausschlag gab, dass die Burgergemeinde der Stadt den Spitalacker günstig verkaufte. Dies geschah nicht uneigennützig, da durch den Brückenbau dahinterliegende Gebiete zu wertvollem Bauland wurden.
Nach dem Volksentscheid und dem von Stadtingenieur Hugo von Linden gemachten Input, eine Stein-Eisen-Brücke zu bauen, wurde zügig ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben. Es gewann dabei das Projekt der Maschinenfabrik Theodor Bell & Comp. zusammen mit den Berner Ingenieuren Arthur und Hermann von Bonstetten. Für die Ausgestaltung der in 48 Meter Höhe die Aare überquerenden Brücke war Henry B. von Fischer verantwortlich. Mit markanten Obelisken an den Hauptpfeilern realisierte er eine sogenannte Prozessionsstrasse, die antike Bezüge mit Grandezza verband. Das mit prächtigen Kandelabern geschmückte Geländer wurde 1953 zugunsten der heutigen, eher banalen Lösung beseitigt.
Einst 20, heute 140 Tonnen
Paul Simons leitete zwischen 1895 und 1898 den Bau der Kornhausbrücke. Die fünf kleineren Zweigelenkbögen wurden vom Bell-Stahlwerk in Kriens gefertigt. Der zentrale Gitterbogen in Form einer gedrückten Parabel mit 115 Metern Spannweite war einige Zeit der grösste Brückenbogen der Schweiz. Und auch heute ist die Brücke mit einer Gesamtlänge von 383 Metern eines der eindrücklichsten Bauwerke der Stadt. Dazu heute noch die längste der Berner Brücken. Ebenfalls eindrücklich: Ursprünglich wurde die Brücke für eine Belastung von 20 Tonnen gebaut. Heute hält sie wegen kreuzender Tramzügen bis zu 140 Tonnen stand.
EIN WAHRZEICHEN
Die von 1896 bis 1898 erbaute Kornhausbrücke gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und ist im Bauinventar der Stadt Bern als «schützenswert» eingestuft. Im Verlauf der Jahre wurden verschiedene Änderungen, Verstärkungen und Instandstellungen vorgenommen. Aber die Grundkonstruktion «ist von sehr guter und dauerhafter Qualität», sagt Projektleiter Reto Beer. Alle paar Jahre wird der Zustand der 383 Meter langen und maximal 48 Meter hohen Brücke untersucht, und kleinere Instandstellungsarbeiten werden rasch ausgeführt, grössere wie die jetzt anstehende Sanierung aber von langer Hand geplant. Die Kornhausbrücke besteht aus acht unabhängigen Teiltragwerken. Der grosse Bogen hat eine Spannweite von 115 Metern, die fünf kleineren – vier davon auf der Nordseite – stützen je 34 Meter ab. Ergänzt wird das Ganze durch die Anschlussfelder im Süden und im Norden. Das Gefälle der Strasse beträgt 2,7 Prozent.
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