Fernsehpionierin und zeitlose Lichtgestalt
Kurz vor ihrem 40. Todestag ist die erste Biografie über die unvergessene TV-Ikone Heidi Abel erschienen. Verfasst hat sie der «Anzeiger für das Nordquartier»-Autor Jean-Claude Galli.
«Sie war der grösste Star, den das Schweizer Fernsehen je hatte», sagt Helen Issler im Buch «Heidi Abel – Auf der ewigen Suche nach sich selbst», welches das Leben von Abel nachzeichnet. Issler hatte als damalige «DRS aktuell»-Moderatorin die schwierige Aufgabe, am 23. Dezember 1986 Abels Tod zu verkünden. Danach war eine Minute lang war nur ein schwarzer Bildschirm zu sehen. Die Nachricht einen Tag vor Heiligabend kam für die meisten Menschen überraschend. Nur wenige Eingeweihte wussten von der Krebserkrankung des Publikumslieblings. Ihr Verlust löste kollektive Trauer aus, vergleichbar mit dem Hinschied anderer Idole wie Jo Siffert 1971 oder Willi Ritschard 1983. Die andauernde Faszination von Abel schlug sich in mehreren Filmen nieder, eine Biografie gab es bisher nicht. Auch weil die Quellenlage schwierig ist. Das 1929 in Basel geborene Jahrhunderttalent war ein Einzelkind ohne Nachfahren, es gibt keinen geordneten Nachlass und kein richtiges Archiv. Für sein Buch hat Galli nebst Helen Issler mit weit über hundert Kontaktpersonen gesprochen. Darunter bekannte Figuren wie Paola Felix oder Pepe Lienhard, aber ebenso viele Menschen hinter den Kulissen.
Einige der Spuren führen auch nach Bern und ins Nordquartier. Die nachmalige Parodistin und Schauspielerin Birgit Steinegger hatte 1959 als 11-jährige Geigenspielerin ihren allerersten TV-Auftritt in einer von Abel moderierten Sendung. Ab 1970 arbeitete Steinegger selber fürs Fernsehen und begegnete ihr regelmässig. «Ich kannte niemanden, der so einen Charme an den Tag legte. Einfach umwerfend», sagt sie im Buch. Zitiert wird zudem Peter Reber, der mit Peter, Sue & Marc und später als Solo-Artist neue Kompositionen bei Abel vorstellte, vor allem in ihrer Unterhaltungssendung «Musik & Gäste». Älteren Fernseh- Zuschauenden ist auch Charles Raedersdorf noch ein Begriff. Der spätere Leiter des Schweizerischen Katastrophenhilfekorps arbeitete ab 1966 beim heutigen SRF und kommentierte von 1968 bis 1972 die Apollo-Missionen. Anfang 1969 bekam er die Anfrage für eine Zusammenarbeit mit Abel in der Unterhaltungsshow «Made in Switzerland». Dort sollte er auch mit seiner Moderationspartnerin tanzen. Er sagt: «Ich bin während meiner ganzen Karriere nur zweimal wirklich nervös gewesen. Vor diesem Abend und vor der Mondlandung.» Das Buch endet in der Gegenwart mit dem aktuellen TV-Star Mona Vetsch und zeichnet parallel die Entwicklung von SRF vom Beginn 1953 bis heute im Vorfeld zur Halbierungs-Initiative nach.
«Heidi Abel – Auf der ewigen Suche nach sich selbst», Verlag elfundzehn, im Buchhandel