Corinnas Quartier Talk

Corinnas Quartier Talk mit Karin Hofmann

Karin Hofmann, seit 2018 Geschäftsführerin von Wohnenbern und DOCK8, ist nebst ihrer Tätigkeit im sozialen Bereich auch als Autorin unterwegs. Nach ihrem Erstlingswerk «In jeder Hölle ein Stück Himmel», in welchem sie viel über ihre Arbeit als IKRK-Delegierte in Krisengebieten erzählte, wagt sie sich mit «Leo Sola» nun erstmals an einen Roman heran.

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Heute Gast in der Buchhandlung Sinwel, am 21. Dezember in Radiosendung Persönlich. (Bild: zVg)

Die Protagonistin Leonie Lusser, genannt Leo, ist Auslandkorrespondentin in einem Krisengebiet und bricht eines Tages in der Altstadt von Bern zusammen. Es geht um eine Liebesbeziehung und Verstrickungen, die nach Befragungen durch einen Polizeibeamten immer klarere Konturen annehmen.

Karin Hofmann lebt mit ihrer 13-jährigen Tochter im Breitsch. Nebst ihren «Jobs» als Geschäftsführerin, Autorin und Mutter bleibt ihr nicht viel Zeit für Hobbys, wenn aber doch, liest sie gerne, joggt im Zeitlupentempo durch den Breitenrain, macht Yoga im Winter und spielt Tennis im Sommer.

Karin, drei unterschiedliche Welten, in denen du dich bewegst. Sind sie Ausgleich oder Synergie?
Beides! Zugleich Geschäftsführerin, Autorin und alleinerziehende Mutter zu sein, beschwingt mich einerseits und bringt mich anderseits immer wieder an meine Grenzen. Aber grundsätzlich bewege ich mich gerne in unterschiedlichen Welten und suche die Herausforderung.

Du arbeitest für Wohnenbern, das obdachlosen Menschen und Menschen, denen eine Obdachlosigkeit droht, Wohnraum, Wohnbegleitung und soziale Teilhabe bietet. Verarbeitest du in deinem Roman auch Geschichten, die mit deinem Beruf zu tun haben?
Die Geschichte von Leo Sola ist fiktiv, aber sicher fliessen eigene Beobachtungen, Erlebnisse und Geschichten aus meinem Alltag in den Roman mit ein. Die Geschichte entstand vor meiner Zeit bei Wohnenbern, aber eine Person, welche für Leo Sola eine wichtige Rolle spielt, hat durch einen Schicksalsschlag tatsächlich eine Zeit lang ohne Obdach in Berns Strassen gelebt. Mehr verrate ich dazu nicht.

Falls ja, verarbeitest du auf diese Weise dir bekannte Schicksale?
Die eine oder andere Figur im Buch hat in ihrer Art vielleicht ein «Vorbild»imrichtigenLeben,werweiss... Durch das Schreiben entwickeln die Figuren jedoch ein Eigenleben, welches mich als Autorin oft selbst überrascht.

Könntest du dir vorstellen, einmal ein Buch über einige dieser Schicksale zu verfassen?
Das Eindrückliche am Schreibprozess ist der kreative Teil, wenn ich ganz weit abtauche und mir Eingebungen zufliegen, die nicht an Bekanntes anknüpfen. Tatsachenbericht oder reale Biografien zu schreiben, kann ich mir deshalb weniger vorstellen. Aber wer weiss?

Welche Themen von den Menschen, die ihr begleitet, berühren dich besonders stark?
Was mich immer wieder betroffen macht, ist die Tatsache, dass viele Menschen, die bei Wohnenbern ankommen, oft ein ganz «normales» Leben führten, bis ein plötzlicher Schicksalsschlag, wie zum Beispiel der Ausbruch einer Krankheit, der Verlust einer Beziehung oder der Arbeitsstelle, sie aus der Bahn warf. Viele sagen unisono: «Es kann so schnell gehen.»

Da viele Menschen offenbar individuell wohnen möchten, werden günstige 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen immer seltener. WGs sind nicht mehr so stark im Trend. Wie findet ihr dennoch Wohnraum?
Wir sind auf Liegenschaftsverwaltungen, Private und auf die Stadt Bern angewiesen, die uns Wohnraum vermieten. Noch lieber hätten wir, dass diesen Menschen direkt eine Wohnung vermietet wird. Ein sicheres Zuhause ist oft die Basis, um wieder Fuss zu fassen.

Erinnerst du dich an eine besonders schöne Geschichte im Zusammenhang mit deinem Beruf?
Im Alltag sehen wir oft, dass armutsbetroffenen, psychisch kranken oder suchtkranken Menschen nicht viel Unterstützung und Solidarität entgegengebracht wird. Umso bewegender war es kürzlich, von einem Berner KMU eine grössere Spende erhalten zu haben. Zum Dank haben wir die Führungspersonen in unserem Restaurant DOCK8 im Holligerhof zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Bei solchen Begegnungen kommen sich die verschiedenen Lebenswelten schnell näher.

Am 21. Dezember bist du Gast bei der Live-Sendung «Persönlich» von SRF1 im Stadttheater Langenthal. Wie kam es dazu?
Der Kontakt kam durch Bernhard Engler vom Buchverlag Lokwort zustande. An einem Freitag klingelte bei mir das Telefon und eine Männerstimme sagte: «Dani Fohrler, SRF1, Persönlich, hoi Karin. Bisch derbi?» Ich freue mich auf die Sendung, bin aber auch ein bisschen nervös.

Die Lesung und das anschliessende Gespräch zu deinem Romanerstling «Leo Sola» wird heute, am 29. Oktober, in der Buchhandlung Sinwel in der Lorraine stattfinden. Was erwartet die Gäste?
Michaela Wendt liest aus dem Buch vor und ich gebe einen Einblick in die Geschichte von Leo Sola, ohne dabei zu viel zu verraten. Meine Leserinnen und Leser sind sich nicht einig, ob es eine Liebesgeschichte, ein Drama oder ein Krimi ist. Aber in welches Genre die Geschichte fällt, spielt auch keine grosse Rolle. Ich wollte einfach ein spannendes Buch schreiben.

Mittwoch, 29. Oktober, um 19.30 Uhr, Buchhandlung Sinwel in der Lorraine, Nach der Lesung folgt ein kleiner Apéro. Anmeldung ist erwünscht über sinwel@sinwel.ch.

Du lebst seit Jahren im Breitsch. Was zieht dich da, auch nach all den Jahren, immer noch «magisch» an?
Ich habe mich noch während meiner Arbeit als IKRK-Delegierte in Kriegs- und Krisengebieten hier niedergelassen. Nach jedem Einsatz kam ich freudig in den Breitsch zurück. Dieses Gefühl trage ich auch nach mehr als 15 Jahren hier zu Hause immer noch in mir.

Wo entspannst du dich gerne im Nordquartier?
Das Lorrainebad ist mein magischer Kraftort. Ich würde gerne das ganze Jahr über dort sein und Bücher schreiben.

Und gibt es einen Geheimtipp im Quartier, den du uns ansatzweise verrätst?
Aktuell: Jedes Jahr gegen Ende Oktober verfärben sich die Blätter des grossen Gingko-Baums an der Ecke Breitenrain- und Allmendstrasse in ein leuchtendes Gelb. Ein wunderbarer Anblick, den man nicht verpassen sollte!

www.sinwel.ch/home

(für Anmeldungen der Lesungen bitte kontaktieren!)

lokwort.ch

www.wohnenbern.ch

www.dock8.ch

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