Ein Ort für Begegnung, Genuss und Integration
Seit November 2024 schafft Ismael Taisch (47) mit seinem Restaurant «Chez Monsieur Ismael» im Ensemble Markus (Areal der Markuskirche) einen Ort der Begegnung zwischen unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden und Einheimischen. Er gab uns Einblicke in sein Leben und Schaffen an diesem interessanten Projekt.

«Wir möchten unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA) im Kanton Bern ermöglichen, soziale Kontakte zu einheimischen Jugendlichen und Erwachsenen sowie zur Gemeinschaft aufzubauen. So können sie sich sicherer und wohler in ihrem neuen Umfeld fühlen. Gleichzeitig haben die Einheimischen die Chance, die UMA persönlich kennenzulernen und Verständnis füreinander zu entwickeln.
In unseren Angeboten erwerben die UMA nicht nurwichtige sprachliche und soziale Fähigkeiten, sondern lernen auch die Grundlagen einer gesunden Ernährung kennen. Durch die praktische Erfahrung und die bewusste Auseinandersetzung mit gesunder Kost gewinnen sie wertvolles Wissen, das ihnen auch in der Zukunft nützt.» Diese Vision auf der Website macht neugierig, mehr zu erfahren über das Projekt, das Ismael Taisch zur Herzensangelegenheit geworden ist.
Lieber Ismael: Erzähl uns doch etwas über dich und dein bisheriges Leben!
1999 bin ich mit 21 Jahren allein aus dem Irak in die Schweiz geflüchtet. Dies und die damit verbundenen Erfahrungen haben mein ganzes Leben verändert. Inzwischen habe ich einige Aus- und Weiterbildungen absolviert, in verschiedenen Städten gelebt, viele Freunde gefunden und fühle mich hier zu Hause.
Nach meiner Ankunft in der Schweiz kam ich bei meiner Anmeldung im Basler Bundesasylzentrum zum ersten Mal in Kontakt mit dem Schweizer System. Danach ging es Schritt für Schritt weiter: Meine erste Arbeit fand ich bei McDonald’s und im Caffè Spettacolo. So fing ich an, mich selbst zu finanzieren und langsam in die Gesellschaft zu integrieren. Im Laufe der Zeit absolvierte ich danach die Berufsmatura sowie die Ausbildungen zum Migrationsfachmann, zum Restaurationsfachmann und die Berufsbildner- Ausbildung.
Seit fünf Jahren bin ich verheiratet und lebe mit meiner Frau und meinem Sohn im Murifeld.
Hauptberuflich arbeite ich als Betreuer von UMA bei der Stiftung «Zugang B» in Belp. Daneben engagiere ich mich ehrenamtlich im Verein «Gemeinsam Saye» und leite mit viel Herzblut das Projekt «Chez Monsieur Ismael».
Wie ist das Projekt «BIMBAM Bern» entstanden?
Mit «Chez Monsieur Ismael» verbinde ich zwei meiner grossen Leidenschaften: das Kochen und die Freude an der Begegnung mit den Menschen. Ich möchte anderen Geflüchteten, die hier allein sind,Unterstützung bieten: den Einstieg in ihr neues Leben erleichtern, zeigen, wie es in der Schweiz funktioniert, und eine Verbindung mit den Menschen hier schaffen.
Der Künstler Hannes Hergarten, der mit einem seinerzeit neuen Projekt auf dem Areal der Markuskirche arbeitete und wusste, dass hier auch etwas Neues im Bereich Gastronomie und Soziales entstehen sollte, sprach mich an,weil jemand wie ich gut in dieses Konzept passte. So kam es zum ersten Treffen mit Pfarrer Tobias Rentsch und von da an nahm alles seinen Lauf.
«Chez Monsieur Ismael»: Brunches als Treffpunkt für Geflüchtete und Einheimische und vieles mehr
Im Rahmen der Zwischennutzung der Markuskirche und des Kirchgemeindehauses während des Umbaus (seit September 2024) haben sich verschiedene Menschen unter dem Titel «BIMBAM Bern» zusammengefunden, die die verschiedenen Räume in der Markuskiche, im Kirchgemeindehaus und auf dem Areal rundherumnutzen.
Mit «Chez Monsieur Ismael» sollte ein Ort für Begegnung, des Genusses und Integration für und mit UMA entstehen. Leider konnte ich das, was ich ursprünglich geplant hatte, nicht vollständig umsetzen. In der Hoffnung auf Unterstützung nutzte ich deshalb letztes Jahr zwei Monate des Überstundenabbaus auf meiner Hauptarbeitsstelle, um der Stiftung im Rahmen meiner ehrenamtlichen Arbeit zu zeigen, was man mit diesem Projekt für die Jugendlichen machen kann.
Aktuell findet zwei mal im Monat ein Brunch statt. Zusammen mit Tobias Rentsch haben wir ausserdem «Bimbam Beach» ins Leben gerufen, es gibt eine Kochschule und am letzten Mittwoch des Monats jeweils einen «Runden Tisch» zumThema «Leben in der Schweiz».
Als Nächstes freuen wir uns ausserdem auf den Flohmarkt-Bazar mit Brunch am 14. September.
Im Herbst planen wir einen grossen Musikabend mit Essen und wirken bei externen Anlässen mit. Ausserdem ist der Silvesterabend in der Kirche in Planung.
Optimistischer Blick in eine noch ungewisse Zukunft
Ob das Projekt «Chez Monsieur Ismael » auch zukünftig weitergeführt werden kann, ist aufgrund der aktuellen Umbausituation noch ungewiss. Aber ich bin offen und motiviert, es auf jeden Fall an einem passenden Ort weiterzuführen,wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.
Es ist etwas schade, dass es im Quartier trotz vieler Werbeaktionen noch recht wenig Interesse an den Aktivitäten hier gibt. Ich hoffe, dass sich dies bald ändert, und wünsche mir, dass auf dem Areal der Markuskirche nach der Renovierung ein Ort für Begegnung, Austausch, Freude und gutes Essen entsteht, an dem sich Menschen jeden Alters gerne aufhalten.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Teilnehmenden und Freiwilligen bedanken. Wir freuen uns auf viele weitere zukünftige Projekte.
Lieber Ismael, vielen Dank für dieses interessante Interview. Wir wünschen dir und euch allen alles Gute!