VERWALTUNGSZENTRUM GUISANPLATZ

Mit den Händen schaffen und immer unterwegs

Das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) baut seit 2013 am Guisanplatz in Etappen ein Verwaltungszentrum des Bundes. In der zweiten Bauetappe entsteht aktuell entlang der Papiermühlestrasse auf dem ehemaligen Zeughausareal ein sechsgeschossiger Neubau mit Lichthof, das Gebäude D. Ramona Hirschi (20) arbeitet als Schreinerin auf Montage. Sie ist eine der wenigen Frauen auf der Baustelle Gebäude D. Ein Gespräch über die Faszination Holz, lange Wochenenden und ihr Leben auf dem Bauernhof.

sr/cae
P10157446_AfdN_08_2025_HIGH 3-3_rgb-min.jpg

Ramona Hirschi, was reizt Sie daran, auf Montage zu arbeiten?
Die Aufgaben sind abwechslungsreich und ich komme in der Schweiz herum. Wir haben öfter Baustellen in Lausanne oder Genf. Dort sind wir in der Regel vonMontag bis Donnerstag. Unsere Arbeitstage sind vor Ort länger. Wir arbeiten den Freitag vor und machen dann drei TageWochenende.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Wenn wir zumBeispiel in der Westschweiz arbeiten, fahren wirumfünf Uhr in der Schreinerei in Schüpbach los. Sonst starten wir um 6 Uhr. Wir kommen in die «Bude» undmachen zurecht, was wir für den Tag brauchen. Ab zirka sieben Uhr sind wir auf der Baustelle.Unser Abteilungsleiter teilt das Teamfür dieMontage ein. Der Projektleiter sagt uns unsere Aufgaben für den Tag.

Der Innengestaltung von Gebäude D ist geprägt von Holzoberflächen. Trennwände und Wandverkleidungen sind aus Eiche. Was Sie bauen, wird wesentlich das Raumgefühl prägen.
Ich bin Schreinerin geworden, weil mich der Weg vom Baum zum Möbel interessiert hat. Es ist ein schönesMaterial. Es riecht gut. Ich kann mit den Händen arbeiten und sehe am Abend, was ich geschafft habe. Die Firma RöthlisbergerAG,woich arbeite, ist spezialisiert auf Innenausbau. Wir bauenKüchen, Schränke, Wände, Wandverkleidungen. Meine Aufgabe ist, diese Elemente vor Ort einzubauen.

Wie wird man Schreinerin?
Als ich etwa 13 Jahre alt war, habe ich Schnuppertage in verschiedenen Firmen gemacht. Nach dem Ende der Sekundarstufe, da war ich 15, habe ich bei Röthlisberger AG die Ausbildung begonnen. Sie dauert vier Jahre. Seit letztem Jahr bin ich Schreinerin EFZ. Als Abschlussarbeit habe ich ein Bett aus Eschenholz mit gestemmten Rahmen und Füllungen gebaut. Jetzt baue ich eigentlich selbst nichts mehr.

Warum?
Weil ich vor Ort einbaue, was meine Kollegen gebaut haben. Und zu Hause habe ich nicht die Infrastruktur dafür. Meine Liebe dazu draussen zu sein, körperlich etwas zumachen, mit denHänden zu schaffen, kommt vielleicht daher, dass ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin. Wir sind vier Geschwister. Ich wohne noch zu Hause in Eggiwil im Emmental. Am Wochenende helfe ich mit.Wennichmehrere Tageweg bin, bleibt dort viel liegen.

Was für ein Hof ist das?
Wir haben Milchwirtschaft mit 50 Geissen, 13 Kühen, 20 Mastkälbern und zirka 25 Rindern. Es ist ein schönes Leben, wir teilen in der Familie viel zusammen.

Sie sind Teamarbeit von klein auf gewohnt. Was bedeutet Ihnen Gemeinschaft?
Ich arbeite gern in wechselnden Teams. Wir sind manchmal allein auf der Baustelle, manchmal zu zweit oder in grösseren Teams. Das ändert sich von Woche zu Woche. Bei uns zuHause bin ich mitmeinem Bruder in der Landjugend. In dem Verein kann man zwischen 14 und 30 Jahren dabei sein. Wir machen Sachen, die wir alleine nichtmachen würden: Maibummel, Feste organisieren, bowlen gehen.

Könnten Sie sich vorstellen, noch an einem anderen Ort Erfahrungen zu sammeln?
Nächstes Jahr ab April werde ich sechs Monate in Kanada arbeiten. Dort gehe ich in einen landwirtschaftlichen Betrieb, der Ackerbau betreibt. Damit ich so Erfahrungen sammeln und dann das neue Wissen mit meinem Wissen aus der Milchwirtschaft und dem Schreinerberuf zusammenbringen kann. 

P10157446_AfdN_08_2025_HIGH 3-2_rgb-min.jpg
Harmonisch eingebettet. Das Fassadengerüst ist zurückgebaut. Gebäude D zeigt sich – hier Ansicht von der Papiermühlestrasse.
P10157446_AfdN_08_2025_HIGH 3-1_rgb-min.jpg
Die PV-Anlage auf dem Dach ist seit Ende Juni 2025 in Betrieb.

Frauen in Bauberufen

Für die Erstellung von Gebäude D arbeiten über 40 regionale Firmen zusammen. Sie beschäftigen Fachkräfte in fast 100 Berufen und bilden Nachwuchs aus. Frauen sind leider selten auf den Baustellen – dabei bieten viele Bauerufe moderne, kreative und zukunftsgerichtete Tätigkeitsfelder.

Auf der Projektwebsite zum Projekt kommen Frauen und Männer zu Wort, die über ihre Faszination sprechen, im Team, mit internationalen Kollegen, zu planen und zu bauen. Hier geht’s zu den Geschichten: www.verwaltungszentrum-guisanplatz.ch


BEX_Banner_Anzeiger_Nordquartier_200x748px1.jpg