Gott mitten im Alltag einen Ort sichern
Für alle, die auf der Suche sind nach Tiefe und Sinn im Alltag: Die Grossen Exerzitien im Alltag eröffnen einen Weg der inneren Einkehr – begleitet, alltagstauglich und offen für alle. Im Oktober startet eine Gruppe im Nordquartier. Begleitet wird sie von Pfarrerin Mirjam Wey.

Im Alltag innehalten, sich auf das Wesentliche ausrichten, spirituelle Tiefe im Gewöhnlichen finden: Das ist das Ziel der Grossen Exerzitien im Alltag. Ab November 2025 begeben sich im gesamten deutschsprachigen Raum Menschen auf diesen be- sonderen Weg. Pfarrerin Mirjam Wey leitet eine der beiden Berner Grup- pen, gemeinsam mit dem katholi- schen Seelsorger Josef-Anton Willa. «Gross» sind die Exerzitien deshalb, weil sie sich über rund ein halbes Jahr erstrecken, von Mitte November bis Pfingsten. An- ders als in klös- terlichen Rück- zügen werden sie mitten im All- tag gelebt, sodass sich die Teilneh- menden nicht aus dem Berufs- oder dem Fami- lienleben zurückziehen müssen.
Die Teilnehmenden nehmen sich täglich mindestens 25 Minuten Zeit für Meditation, Stille und Ge- bet. Grundlage dafür sind bibli- sche und spirituelle Impulse, un- ter anderem von der französischen Mystikerin Madeleine Delbrêl. Jede Woche beginnt mit einer the- matischen Bitte, jeden Tag stellt ein kurzer Text eine neue Frage ans ei- gene Leben. Hinzu kommt am Abend ein Tagesrückblick in Acht- samkeit. Es ist ein Weg nach in- nen – mit spiritueller Tiefe und per- sönlicher Herausforderung.
Gemeinsam unterwegs
Begleitet wird dieser persönliche Prozess durch monatliche Gruppen- treffen, bei denen ein Austausch mit anderen möglich ist. «Alle gehen ih- ren ganz persön- lichen Weg – aber nicht allein», sagt Mirjam Wey. Gerade dieser doppelte Fokus auf individuelle Erfahrung und gemeinschaftliches Getragensein machen die Exerzitien so wertvoll.
Darüber hinaus empfiehlt Mirjam Wey, sich eine persönliche geistliche Begleitperson zu suchen. «Wenn man sich auf diese Tiefe einlässt, können auch Fragen und Unsicher- heiten auftauchen. Es ist gut, wenn man damit nicht allein bleibt», so Mirjam Wey. Die Begleitpersonen helfen, den Prozess zu reflektieren und schwierige Phasen zu deuten – etwa dann, wenn man merkt, dass im eigenen Leben nicht mehr alles stimmig ist. «Eine solche Erkenntnis kann sehr bewegend sein.»
«Sich im liebenden Blick Gottes selbst erkennen»
Die Teilnahme an den Grossen Ex- erzitien steht allen Menschen offen, auch jenen ohne Kirchenbindung. «Man braucht keine bestimmte Frömmigkeit. Aber eine Sehnsucht nach Sinn, nach einer spirituellen Tiefe im Leben sollte da sein», sagt Wey. Viele entdecken in der wieder- holten Übung des stillen Gebets eine neue Form von Glauben. «Die Erfah- rung steht im Zentrum. Es geht dar- um, sich im liebenden Blick Gottes selbst zu erkennen.»
Das Vorbereitungsteam hinter dem Projekt arbeitet ökumenisch. Das Kursbuch «Gott einen Ort sichern», das die Teilnehmenden durch die 27 Wochen begleitet, wurde von ei- nem dreiköpfigen Autorinnenteam verfasst, zu dem auch Mirjam Wey gehörte. Ihre Erfahrung mit der Mystikerin Madeleine Delbrêl, die sie im Rahmen ihrer Masterarbeit gemacht hatte, floss direkt in die Entwicklung des Materials ein.
Mitten im Quartier, offen für alle
Die Gruppe von Mirjam Wey trifft sich im Kirchgemeindehaus Johan- nes an der Wylerstrasse. Wer Inter- esse hat, kann unverbindlich am In- foabend Ende August teilnehmen. Die Anmeldung erfolgt im An- schluss schriftlich. Ein erstes Ein- führungsmodul gibt es Ende Okto- ber – bevor am 16. November in St. Gallen der Auftakt-Gottesdienst für alle Gruppen gefeiert wird.
3 Fragen an Pfarrerin Mirjam Wey
Was unterscheidet die Grossen Exerzitien im Alltag von anderen spirituellen Angeboten?
Exerzitien sind geistliche Übungen, die ihren Ursprung bei Ignatius von Loyola haben. Sie führen zu einer tiefen Selbsterkenntnis – im Licht der Gegenwart Gottes. Die Beson- derheit der Gros sen Exerzitien liegt darin, dass man sich über ein hal- bes Jahr hinweg auf einen inneren Prozess einlässt. Das vertieft nicht nur den Glauben, sondern auch den Alltag.
Ist das nicht sehr anspruchsvoll – mitten im Alltagsleben?
Natürlich braucht es eine gewisse Verbindlichkeit. Täglich 25 Minuten Zeit für Stille, Meditation und Ge- bet – das ist eine Entscheidung. Aber gerade weil man dranbleibt, beginnt «Wichtig ist Offenheit. Man sollte neugierig sein auf eine innere Reise.» sich etwas zu bewegen. Die Impul- se weben sich in den Alltag ein. Und weil man Teil einer Gruppe ist, ent- steht eine tragende Gemeinschaft.
Was raten Sie Menschen, die sich zwar interessieren, aber zögern?
Sich melden, zu einem persönlichen Gespräch kommen, Fragen stellen und ans Infotreffen kommen. Wichtig ist die Offenheit. Man sollte neugierig sein auf eine in- nere Reise. Es geht darum, mit sich selbst in Kontakt zu treten – und das ist immer ein guter Anfang.
Mirjam Wey gehörte zum Autorinnenteam des Kursbuches, das im ganzen deutschsprachigen Raum die Grundlage für die Grossen Exerzitien im Alltag 2025/26 bildet.

Grosse Exerzitien im Alltag - Gruppe Bern-Nord
Leitung:
Mirjam Wey (Pfarrerin) und
Josef-Anton Willa (Pfarreiseelsorger)
Ort:
Kirchgemeindehaus Johannes,
Wylerstrasse 5
Infotreffen:
Dienstag, 26. August, 19.30–21 Uhr
Einführung:
Dienstag, 21. Oktober,
19–21 Uhr
Beginn:
donntag, 16. November, 10.30 Uhr,
Kathedrale St. Gallen
Abschluss:
Pfingstmontag, 25. Mai 2026, 11 Uhr,
Berner Münster
Anmeldung nach dem Infotreffen:
bis Dienstag, 30. September, schriftlich
bei Mirjam Wey
Kontakt:
Mirjam Wey, mirjam.wey@refbern.ch,
Tel. 031 331 34 70