«Wir machen Bern mit dem arroganten Zürcher Ehepaar Giebler bekannt»
Noch bis zum Sonntag, 17. August, gastiert der Zirkus Knie auf der Allmend. Der Anzeiger für das Nordquartier hat mit den «Special Guests» Viktor Giacobbo und Mike Müller gesprochen.

2019 waren die beiden Komiker Mike Müller (61) und Viktor Giacobbo (73) schon gemeinsam mit dem National-Circus Knie auf Tournee. Müller tritt auch 2025 wieder an allen Spielstätten mit einer Auswahl seiner bekannten Figuren auf, Viktor Giacobbo ist in Zürich, Bern und Luzern mit dabei.
Sie touren beide jeweils als Einzelkünstler seit Jahrzehnten und nun mit dem Zirkus Knie zum zweiten Mal gemeinsam durch die Schweiz. Würden Sie das Berner Publikum mit geschlossenen Augen an einer speziellen Verhaltensweise erkennen?
Viktor Giacobbo: Nein, das Berner Publikum gibt sich kaum anders als jenes in Zürich oder Basel. Toll ist, dass es sehr vielfältig ist. Und nicht alle Gäste kommen explizit wegen uns (lacht). Aber die Zeit spielt eine Rolle. In den Nachmittagsshows hat es sehr viele Familien. Deshalb treten Mike und ich nur am Abend auf, denn wir machen eigentlich Humor für Erwachsene. Kinder haben zwar oft auch Freude an unseren Figuren, aber was diese sagen und machen ist eher unwichtig für sie. Mike Müller: Ich wurde in Bern schon immer sehr warm empfangen und gut betreut. Ob alleine oder 2019 mit Viktor. Mein grundsätzlicher Eindruck ist: Bei einem tollen Veranstalter ist auch das Publikum toll. So wie in diesem Fall bei der Familie Knie. Hinzu kommt, dass der Knie in Bern auf über 100 Jahre Tradition zurückblicken kann. Und wir sind stolz, Teil dieses internationalen Spitzenprogramms sein zu dürfen. Die meisten unserer Künstlerkollegen sind schon in Las Vegas aufgetreten. Das ist Weltniveau. Und dann kommen noch wir zwei «Bänze».
Wieso haben Herr und Frau Schweizer so eine emotionale Bindung zu den Knies?
Giacobbo: Die Knies sind eine der populärsten Familien des Landes und wir alle kennen sie aus einer angenehmen Perspektive heraus, nicht aus der Politik beispielsweise oder sonst aus dubiosen Kreisen. Und der Name steht für ein sympathisches Entertainment-Unternehmen ohne öffentliche Subventionen. Das betone ich immer gerne, weil wir das auch mit dem Casinotheater Winterthur sind. Das Unternehmen heisst zwar «National-Circus Knie», aber das ist nur der Titel und hat nichts mit Steuergeldern oder anderer staatlicher Unterstützung zu tun.
Sie spielen im Zirkus verschiedene bereits bekannte Figuren. Auf wen dürfen wir uns 2025 besonders freuen?
Giacobbo: Was wir auch in Bern gerne spielen, ist das reiche und arrogante Zürichberg-Ehepaar Giebler. Das ist wohl diesmal unsere Premium- Nummer.
Mike Müller, Sie sind im Knie-Programm 2025 mehrheitlich allein zu sehen. Was ist anders, wenn Sie mit Viktor Giacobbo auftreten wie nun in Bern?
Müller: Es ist einfacher, zu zweit zu spielen. Man kann besser Situationen kreieren und den grossen Raum des Zeltes nützen. Man kann Streit anzetteln oder sich ums Publikum streiten. Das ist allein viel schwieriger.
Aber ganz allein sind Sie in Ihrem Wohnwagen und in der Manege trotzdem nicht ...
Müller: Genau, mein Hund Pesche begleitet mich auf Schritt und Tritt, meistens jedenfalls. Er ist ein Parson Russell Terrier und wird auch nach der Tournee bei mir bleiben. Zuerst hätte ich eigentlich einen dressierten Zirkushund aus Deutschland bekommen sollen, doch das klappte nicht. Die Züchterin meines Vertrauens versprach mir schliesslich einen geeigneten Welpen, den ich dann aber akklimatisieren musste. Das sei ähnlich wie mit den Pferden, sagte mir Fredy Knie jr. Pesche war schon im Winterquartier in Rapperswil ständig dabei. Anfangs musste ich aufpassen, dass er keine «Rossbollen» frass. Ich nahm ihn auch in 40 meiner Theatervorstellungen mit, damit er sich an den Applaus gewöhnt. Nur die Rauchmaschine ist immer noch nicht sein bester Freund.

Viktor Giacobbo, Sie waren bereits 2006 erstmals mit dem Knie auf Tournee, auch in Bern. Haben Sie noch Erinnerungen daran?
Giacobbo: Klar, ich weiss noch gut, wie ich zur Begrüssung mit der Kameldame Suleika im Erlacherhof den damaligen Stadtpräsidenten Alex Tschäppät besuchte (siehe Bild). Aber ich kenne Bern schon viel länger recht gut. 1984 – ich hatte damals in Winterthur die freie Theatergruppe «Stuzzicadenti» – rief mich Peter Freiburghaus vom bekannten «Zampanoo’s Variété» wegen einer möglichen Zusammenarbeit an. Wir schrieben dann das neue Stück zusammen und gingen auf Tournee. Das war allerdings nicht mehr Strassentheater, sondern wir traten in Sälen auf. Ich wohnte damals rund zwei Monate bei Freiburghaus im «Breitsch» und wir probten auf dem Gassner-Areal an der Aare.
Apropos Aare: Mike Müller, Sie sagen von sich selber, Sie seien eine «Wasserratte». Sind Aarebäder ein Thema für Sie?
Müller: Ich hoffe, dass ich wieder dazukomme. Bei unserem letzten Berner Gastspiel 2019 war ich ein fleissiger Marzili-Gänger. Zuerst fand ich die Kasse zwar nicht und wollte schon fast verzweifeln (lacht). Als ich damals das erste Mal aus dem Wasser stieg, begriff ich endlich, weshalb die Berner Beleuchter bei der TV-Serie «Der Bestatter» an den drehfreien Wochenenden immer «wegen der Aare» heimwollten. Ich muss nun aber schauen, wie das mit Pesche geht. Ich kann ihn ja nicht gut ins Wasser mitnehmen. Das Lorrainebad kenne ich übrigens noch nicht. Das muss offenbar eine Bildungslücke sein.
