JUBILÄUM BURKHALTER-CUP

Vom Versuchsballon zum Traditionsevent

Am Freitag, 27. Juni, findet auf dem Spitalacker zum 20. Mal der Burkhalter-Cup statt. Höchste Zeit für einen Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte, die hoffentlich noch lange weitergeht.

Text: Jean-Claude Galli, Bilder: zVg
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In einem Monat ist es wieder so weit: Mehrere Tausend zumeist gelb-schwarz gekleidete Fussball-Fans bevölkern den «Spitz». In der Luft liegt der Geruch von Grillgut und Bier. Und auf dem Rasen stehen ihre Lieblinge, zum ersten Mal in frischer Aufmachung für die kommende Saison. Seit 2002 gehört der Burkhalter-Cup zum Vorbereitungsprogramm der Young Boys, die dieses mittlerweile traditionelle Vorbereitungsturnier bisher elf Mal gewonnen hatten.

Kurz nach der Jahrtausendwende entwickelten es der damalige FC-Breitenrain-Sportchef Christoph Schöbi und Walter Schär, früherer Geschäftsführer des Hauptsponsors Elektro Burkhalter AG, aus dem Vorgängerevent Nissan-Cup heraus. Burkhalter war mit dem Verein schon in den 1990er-Jahren als Trikotpartner verbunden. Nun wurde das Engagement noch ausgebaut. Dabei ging es nicht nur um den sportlichen Wert und die Unterhaltung. Im Idealfall sollte auch etwas in der Vereinskasse bleiben.

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Patrick Heinzer, Geschäftsführer der Elektro Burkhalter AG, Bern.

Die Premiere

Eines war von Beginn weg klar: Ein Event auf dem «Spitz», der die breite Masse aus dem ganzen Grossraum Bern anzieht, steht und fällt mit der Teilnahme des starken Fussball-Bruders aus dem Nordquartier. Was vergleichbare Gegner möglichst aus derselben Spielklasse bedingt. Der FC Breitenrain war als damaliger Drittligist noch kein Herausforderer. Das Vorhaben gelang am 14. Juni 2002 auf Anhieb. Nebst YB gehörten Luzern und der damalige NLB-Vertreter Baden zum Teilnehmerfeld. Der Lokalmatador gewann unter Marco Schällibaum beide Spiele und die Premiere. Torschützen waren Avraham Tikva und Gürkan Sermeter. Die grösste Attraktion war der allererste Auftritt von Stéphane Chapuisat für YB.

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Wiederkehrendes Volksfest

Im «Bund» war am Tag danach von einem «souveränen» YB-Auftritt die Rede. Die Zuschauerzahl war mit 450 noch eher bescheiden. Beim Namenspartner Burkhalter löste im selben Jahr Patrick Heinzer Walter Schär als Geschäftsführer ab. Beim Cup ist er ein Mann der ersten Stunde und erinnert sich noch gut an das Startjahr. Er bestätigt, dass die Zuschauerzahlen erst vierstellig wurden, als YB ernsthaft um den Meistertitel mitzuspielen begann. «Mittlerweile ist der Cup als wiederkehrendes Volksfest in den Köpfen der Leute im Quartier und ausserhalb verankert», sagt Heinzer. «Und das wird er hoffentlich noch lange bleiben.» Die jetzige «Blitz»-Turnierform mit drei Teilnehmern und drei Partien à je 45 Minuten ist für ihn «gegeben». «Früher gab es auch Jahre mit vier Mannschaften, aber die aktuelle Zahl erachte ich als stimmig.»

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Ebenfalls gesetzt sei der Wochentag. «Am Freitag ist die Stimmung nach dem Motto ‹endlich Wochenende› entspannt. Der Samstag ist terminlich überfrachtet. Und am Sonntag klopft schon wieder die kommende Arbeitswoche an.» Den Cup früher am Tag zu starten, ergibt von den gängigen Arbeitszeiten her keinen Sinn. Dazu kommt, dass die Temperaturen Ende Juni schon zum Problem werden können. Deshalb hat sich der Turnierbeginn nach 17 Uhr eingependelt. «Die Leute nehmen seit der Pandemie sehr viel kurzfristiger und unverbindlicher an Anlässen teil. Und dieser Cup eignet sich bestens dafür. Man verpasst nicht immens viel, wenn man fünf Minuten zu spät eintrifft. Kinder sind sehr willkommen, was Familienvätern entgegenkommt. Und das Ende des Besuchs ist ebenfalls variabel.»

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Heinzer schätzt auch, dass er hier Firmenkunden jenseits eines steifen VIP-Rahmens ins Gästezelt einladen kann. «Der Burkhalter-Cup ist ein Kurzhosen-Anlass und das Datum Ende Juni ideal. Noch sind viele Leute nicht in den Ferien. Die alte Saison ist definitiv vorbei, erste Neuverpflichtungen stehen schon auf dem Feld. Und die Spieler sind wirklich zum Greifen nah, jedenfalls für die Kinder, die in den Pausen den Platz stürmen und Autogramme holen.» Heinzer findet es zudem erfreulich, dass es trotz dem mittlerweile stets grossen Zuschauerzuspruch nie sicherheitstechnische Probleme gibt. «Dieser Cup ist wie ein friedliches, freudiges Familienfest. So dürfte Fussball eigentlich immer sein.»

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Längerfristige Planung

Die Elektro Burkhalter AG ist Sponsor bei YB und Breitenrain. «Für uns ist der Cup jeweils eine ideale Kombination.» Und das Jubiläumsjahr des Cups ist auch ein spezielles für die an der Eymattstrasse in Bümpliz domizilierte Firma mit aktuell 135 Mitarbeitenden. 2025 wird sie 50-jährig. «Aufgrund der Verbundenheit zu YB findet unser Jubiläumsfest am 14. Juni im Wankdorf statt. Auch wir sind gelb-schwarz. Und Teamspirit ist für uns ebenfalls etwas vom Wichtigsten.» Gegründet wurde das Unternehmen 1975 an der Fabrikstrasse im Länggass-Quartier als Drei-Mann-Betrieb. Namensgeber ist Ernst Burk-halter, der 1959 in Zürich den Grundstein zur Dachgesellschaft Burkhalter Group legte, die heute mit 5300 Mitarbeitenden und 84 Gruppengesellschaften an 166 Standorten tätig ist.

Mittlerweile ist die Elektro Burkhalter AG auch auf Social Media unterwegs. Auf diesen Plattformen ist der Cup ebenfalls ein Thema. «Die Kurzfilme von YB, Thun und Breitenrain sollten ab Anfang Juni zu sehen sein», verspricht Heinzer. Zuerst stand sogar die Idee im Raum, die Jubiläen zusammenzulegen. «Doch wir haben gemerkt, dass wir das Fuder besser nicht überladen.» Optisch sind wir heuer sicher wieder mit unserem Gästezelt und einmalig auch mit einem Glücksrad präsent. Für das 25-Jahr-Jubiläum 2030 lassen wir uns dann etwas Ausserordentliches einfallen», sagt Heinzer. «Wir planen mit dem Cup also längerfristig.» 2024 waren in Fan-Kreisen die erhöhten Eintrittspreise ein Diskussionsthema. «Offenbar wurde hier eine emotionale Grenze berührt. Jedenfalls hatten wir verschiedene Rückmeldungen aus der YB-Anhängerschaft. Nun liegt die Summe wieder bei 20 Franken pro Stehplatz», sagt Heinzer.

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Die Optik von YB und Thun

Der Burkhalter-Cup ist nicht nur aus Sponsorensicht ein Gewinn. Auch die beiden Teams mit den meisten Turniersiegen – YB mit 11 und Thun mit 6 – stehen ihm sehr positiv gegenüber. Dominik Albrecht ist seit 2021 Sportchef beim FC Thun. Auf die Frage, weshalb die Oberländer immer wieder gerne dabei sind, sagt er: «Das ist ein Mix aus verschiedenen Faktoren. Dazu gehört sicher der Kultstatus des Turniers, der den Gastgeber, aber auch die Atmosphäre auf dem ‹Spitz› umfasst. Der Platz befindet sich mitten in einem Stadtquartier, die Wege sind kurz und es gibt keinen grossen Abstand zum Publikum. Dieses Ambiente inklusive Holztribüne macht einen grossen Teil des Reizes aus. Die Organisation ist unkompliziert und dennoch durchdacht und gut umgesetzt. Dazu kommt der sportlich attraktive Rahmen. Für uns ist es immer toll, gegen den Kantonsrivalen spielen zu können. Aber auch gegen Breitenrain als sehr ambitionierten Amateurverein. Dieser Cup ist ein stimmiger Teil der Vorbereitung, der für uns absolut Sinn ergibt.

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Dominik Albrecht, Sportchef FC Thun.
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20. BURKHALTER-CUP

Freitag, 27. Juni, Türöffnung 16.30 Uhr, Turnierbeginn 17.30 Uhr. Online-Vorverkauf:


Es gab zuletzt Jahre, in denen wir nicht teilnehmen konnten, was viele schade fanden. Darum freut es uns besonders, beim Jubiläum wieder dabei sein zu dürfen und die Möglichkeit zu haben, unseren Titel zu verteidigen.» YB-Sportchef Christoph Spycher sagt: «Das ist in erster Linie eine Wertschätzung an den FC Breitenrain, mit dem wir sehr gut zusammenarbeiten und kollegial verbunden sind, und natürlich auch an die YB-Fans, die jeweils sehr zahlreich auf den ‹Spitz› kommen.» Zum sportlichen Stellenwert meint Albrecht: «Wenn wir teilnehmen, ist dieser Cup für uns häufig die allererste wirkliche Testmöglichkeit. Und deshalb ist er bereits eine erste Standortbestimmung.» Spycher sagt: «Der Cup ist ein Aufgalopp am Ende der ersten Woche nach dem Trainingsstart. Es ist klar, dass unser Team zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Bestform ist.» Die Austragungsform ist wie erwähnt aussergewöhnlich. Dazu meint Albrecht: «Für uns ist der Modus ideal. Die zwei Spiele à je 45 Minuten bieten uns die Möglichkeit, mit zwei Mannschaften anzutreten und somit vielen Spielern – teilweise auch jungen Akteuren aus dem Nachwuchs – Einsatzmöglichkeiten zu geben.»

Spycher teilt seine Ansicht. Angesprochen auf allfällige Verbesserungsmöglichkeiten verweisen die Sportchefs auf die gegebenen Verhältnisse. Albrecht sagt: «Die Möglichkeiten zur Vorbereitung und zum Aufwärmen sind zwar etwas limitiert. Aber der Burkhalter-Cup lebt ja auch gerade von dieser Konstellation, von den engen Platzverhältnissen und den vielen Leuten, insbesondere den Kindern. Daran etwas zu bemängeln, wäre schon fast das Haar in der Suppe gesucht.» Und Spycher meint: «Die Organisatoren machen in Anbetracht der vorhandenen Infrastruktur aus meiner Sicht einen grossartigen Job.» Albrecht denkt gerne an die letztjährige Austragung zurück, als Thun gewonnen hatte. «Aber die Stimmung mit den vielen Zuschauern so nahe am Spielfeldrand ist immer denkwürdig.» Spycher sieht dies ähnlich: «Mir sind alle Teilnahmen in positiver Erinnerung geblieben, weil die Fans für einen tollen Rahmen sorgen und der ‹Spitz› gerade an diesem Anlass einen besonderen Charme versprüht.» Diplomatisch geben sie sich bei den sportlichen Zielen für die kommende Austragung.

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Albrecht meint: «Jeder Sportler geht in einen Wettkampf, weil er gewinnen will. Aber in dieser Phase geht es nicht isoliert um das Resultat, sondern um das Einüben von Automatismen und die Umsetzung unserer Spielidee.» Und Spycher sagt: «Wir wollen die Zuschauenden gut unterhalten und die Spiele wenn möglich gewinnen.»

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Aus den Cup-Annalen

Werfen wir am Schluss noch einen kurzen Blick auf die Siegerliste: 17 der bisher 19 Titel gehen auf das Konto von YB und Thun. Je einmal gewonnen haben der FC Winterthur (2007), der FC Biel (2012), Gastgeber Breitenrain (2017) und Yverdon-Sport (2022). Wer jetzt glaubt, wir hätten uns verrechnet, erinnert sich nicht mehr an die wohl verrückteste Austragung 2007, als YB, Thun und Winterthur punktgleich und mit identischem Torverhältnis ex aequo gewonnen hatten. Fans mit besonders gutem Gedächtnis schwärmen auch von der Ausgabe 2004, als der nachmalige ukrainische UEFA-Pokal-Gewinner Schachtar Donezk teilgenommen hatte. Historisch bemerkenswert war zudem der Cup 2013, stellten diese Partien doch die allerletzten Spiele auf dem «Spitz» als Naturrasenplatz dar. 2015 nahm Breitenrain erstmals selber teil und gewann den Cup zwei Jahre später. Vor 3200 Zuschauern schlug «Breitsch» den FC Thun durch Tore von Henry Acosta und Ivan Marcovic mit 2:1. Zuvor reichte das 1:0 von Roberto Zingarelli zum Sieg gegen YB.

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Christoph Spycher, Chief Sports BSC YB.

Alle Bilder ohne Legenden sind Burkhalter-Cup-Impressionen aus den letzten 20 Jahren.

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