Corinnas Quartier Talk

Corinnas Quartier Talk mit Heinz «Pfuschi» Pfister

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Auch mit 80 Jahren noch stets am Puls der Zeit: Heinz «Pfuschi» Pfister.

Die Galerie «Komische-Kunst» von Heinz Pfuschi Pfister gehört ein bisschen zum Nordquartier wie die Johanneskirche zum Breitsch. Mit seinen Cartoons regt er satirisch treffend zum Nachdenken an. Seit 1982 lebt Pfuschi, wie er von vielen genannt wird, im Breitsch und zeigt in seiner Galerie, die zugleich auch sein Atelier ist, Arbeiten von Cartoonistinnen und Cartoonisten. Zweimal jährlich finden Ausstellungen statt. Seine beiden grossen Schaufenster an der Spitalackerstrasse 74 sind jedoch das ganze Jahr über mit Cartoons bestückt. Aktueller Anlass zu diesem Interview ist der runde Geburtstag von Pfuschi und die dazugehörende Ausstellung «Alte und ihre jung gebliebene Kunst». Zudem wird Heinz Pfuschi Pfister im Mai 80 und überlegte sich, welche Ausstellung in seiner Galerie «Komische-Kunst» dazu passen würde. Seine Idee: eine Ausstellung mit Kunstschaffenden aus seinem Freundes- und Kollegenkreis zu gestalten, die ebenso alt sind. Thematisiert wird nicht das Alter, sondern «Alte und ihre jung gebliebene Kunst».

Lieber Pfuschi, ein runder Geburtstag: Was wünschst du dir als Erinnerung an diesen Tag?

Ein sonniger Tag sollte es sein! Am 10. Mai bin ich von 15 bis 19 Uhr in der Galerie, hoffe auf regen Besuch und ein paar lustige Gespräche. Die ausgestellten Werke von acht Künstlern und einer Künstlerin sind spannend und anregend. Ich habe ja viele Geburtstage erlebt und fast alle vergessen, ausser, als ich im Militär vor meinem 20. Geburtstag auf die Sonntagswache musste.

Wie würdest du die Gefühle zu deinem 80. zeichnerisch darstellen?

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Haben sich deine Cartoons in Bezug auf die Bildsprache in den letzten zehn Jahren verändert?

Meine Cartoons haben sich in der Bildsprache kaum verändert. Ich bin meinem Figurenstil, der Entwicklung von Ideen und Pointen treu geblieben. Aber neu ist die enorme Entwicklung der digitalen Welt mit der künstlichen Intelligenz. Braucht es noch Cartoonisten? Mit der Coronakrise gab es nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen und jetzt schlagen wir uns mit wahnsinnigen Präsidenten mit irren Dienern herum.

Welche Themen reizen dich heute mehr als noch vor 20 Jahren?

Über die Zeit verändert sich die Welt, aber die Aufgabe, ein neues, aktuelles Thema in einen Cartoon umzusetzen, reizt mich immer wieder. Eine gute Pointe auszuarbeiten, die sitzt und verstanden wird, ist das Ziel meiner Arbeit.

Rosmarie Bernasconi vom Buchverlag «einfachlesen» hat kürzlich gesagt, wenn sie ein Buch über das Nordquartier schreiben könnte, sie es gerne von dir illustrieren lassen würde. Wäre doch ein tolles Projekt, oder?

Klar, ich liebe den Breitsch und mit ihrem Verlag habe ich 2023 das schöne Cartoonbuch «Zutreffend anders» realisiert. Da sind Pointen drin, die bestens zum Breitsch passen.

Wie würdest du das Nordquartier in einem Cartoon zeichnen?

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Wie bist du eigentlich als Kunstmaler zum Cartoonisten geworden?

Als ich 1978 selbstständiger Künstler wurde, habe ich gut von der Malerei gelebt, aber auch von Pressezeichnungen. Mitte der Neunzigerjahre gab es eine Baisse im Verkaufen von Kunst; viele Künstler/innen haben ebenso darunter gelitten. Zum Glück konnte ich mit meinen Cartoons weiterexistieren und diese wurden so zu meinem wichtigsten Erwerbszweig.

Wie viel Zeit investierst du täglich in dein künstlerisches Schaffen?

Ich bin täglich mit Kunst in Kontakt: die Ausstellungen organisieren, Museen, Galerien besuchen, malen und zeichnen, Ideen sammeln und Ordnung schaffen in meinem «Kunstgnusch».

Die Ideen zu Aufträgen kämen dir oft auf deinen Zugreisen nach Bellinzona in den Sinn. Weshalb?

Bei einem grossen Auftrag mit vielen Entwürfen setze ich mich in den Zug ins Tessin, kritzle aufs Papier, schaue aus dem Fenster, lese die Texte, sinniere, zeichne weiter bis nach Bellinzona. Dort gibt es dann Spaghetti, anschliessend Rückreise nach Bern. Meistens habe ich alle Entwürfe an einem Tag beisammen, für die ich normalerweise 2 bis 3 Arbeitstage im Atelier brauche. Diese Zugreisen haben sich immer gelohnt. Eigentlich schade, dass ich keine Grossaufträge mehr annehme. Zurück zur Frage: wahrscheinlich das Wegsein vom Atelier, ein anderer Zeitrhythmus und die Ablenkung durchs Zugfenster.

Deine Ausstellungen und die Schaufenster sind quartierbekannt. Die neue Ausstellung «Alte und ihre jung gebliebene Kunst» findet vom 2. bis 18. Mai statt. Weshalb sollten Kunstinteressierte auf jeden Fall an die Spitalackerstrasse 74 pilgern?

Der «Gwunder» und die unterschiedlichen Künstler, die ausstellen, und alle über 80 sind! Mit dabei sind auch ehemalige «Nebelspalter»-Cracks – es lohnt sich auf jeden Fall.

Danke für jeden Besuch, ich freue mich.


INFO

Während der Ausstellung ist die Galerie jeweils, Freitag Samstag und Sonntag von 15 bis 19 Uhr geöffnet.


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