Bioabi

Frisches Gemüse vom Hof direkt vor die Türe geliefert

Seit der Gründung vor 15 Jahren hat sich an den Zielen und der Tätigkeit des Vereins Bioabi fast nichts verändert. In enger Zusammenarbeit mit mehreren Biohöfen aus der Region werden saisonale Produkte nach Hause geliefert. Auf kürzestem Weg, ohne Verbrauch von Ressourcen für die Lagerung und mit einem Minimum an Verpackung.

Martin Jost
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Kathrin Wullschleger (l.), Bäuerin und Bioabi-Partnerin, und Flavia Wasserfallen, Mitgründerin und Präsidentin des Vereins Bioabi. Bild: Alessandro della Valle

Die Möglichkeit, landwirtschaftliche Produkte direkt vom Hof in die Haushalte zu liefern, lernte Flavia Wasserfallen in den Ferien in Frankreich kennen. Die heutige Präsidentin des Vereins wusste zwar von Projekten hierzulande, welche die Lieferung landwirtschaftlicher Produkte direkt vom Hof ermöglichten, aber eben nicht so, wie sie sich das vorstellte. Effizient musste es sein, einfach zu handhaben für die Kundschaft und interessant für die bäuerlichen Produktionsbetriebe. Der Gedanke liess sie nicht mehr los und so wurde sie zur Mitgründerin der ersten Organisation in der Stadt Bern mit einem regionalen, biologischen und saisonalen Abonnement für Frisches vom Hof. In erster Linie handelt es sich bei den Produkten um Gemüse, auf Wunsch werden auch Eier, Tofu oder Käse geliefert und inzwischen werden auch mehrere umliegende Gemeinden bedient. «DieAbsicht war, einAngebot von regionalen und saisonalen Bio- Produkten anzubieten», sagt Flavia Wasserfallen, «das auch zur Sensibilisierung der Konsumentinnen und Konsumenten beitragen und damit aufzeigen soll, was eigentlich alles passiert in der Natur und auf den Bauernhöfen.» Dabei sei sehr wichtig gewesen, dass die interessierten Bäuerinnen und Bauern von Anfang an in die Organisation einbezogen wurden.

Nachhaltigkeit bei der Ernährung

Eine von ihnen ist Kathrin Wullschleger. Sie ist Betreiberin eines Biohofes in Bantigen und Bioabi-Partnerin. Das Mitmachen beim Bioabi sei eine spontane Entscheidung gewesen, sagt sie, und: «Wir wollten es einfach ausprobieren; daraus entwickelte sich ein Standbein für uns. Daneben verkaufen wir unsere Produkte auf dem Markt, was ebenfalls ein wichtiger Kanal ist, die Menschen in der Stadt zu erreichen und ihr Interesse zu wecken für saisonale und lokale Produkte.» Ein weiteres Standbein der Bauernfamilie ist der Hofladen als zusätzliches Glied in der Kette der Direktvermarktung. «Die Partnerschaft mit Bioabi gibt uns eine gewisse Sicherheit, weil wir dadurch nicht nur einen weiteren Kanal für den Absatz haben, sondern auch ein zusätzliches Feld für eine andere Art von Kundschaft.» Da ausschliesslich regionale und saisonale Produkte im Bioabi-Angebot sind, führt Kathrin Wullschleger weiter aus, ergibt es sich von selbst, dass die Kundinnen und Kunden auch mal ein Gemüse zubereiten, das sie vorher gar nicht gekannt haben. «Oft kaufen die Leute aus lauter Gewohnheit beispielsweise Gurken oder Tomaten, einfach weilman es kennt und sich gar nicht bewusst ist, ob dafür Saison ist oder nicht.»

Kleines oder grosses Abo

Die Voraussetzungen, die hohe Vielfalt hiesiger Produkte unter die Kundschaft zu bringen, sind demzufolge gegeben; das betrifft auch Gemüsesorten, die eher unbekannt und ungewohnt sind. Weil alle zwei Wochen das geliefert wird, was in der jeweiligen Jahreszeit auf natürlich Weise gedeiht. Sollten unbekannte Gemüse dabei sein, können die Kundinnen und Kunden auf der Homepage des Vereins gleichentags schauen, welche Produkte in der Bioabi-Tasche stecken, manchmal auch mit der Idee für ein Rezept.Das kanneine kleine oder grosse Tasche sein, mit oder ohne Käse, Tofu oder Eier, je nachdem, welche Art Abonnement man hat. «Es ist ein wichtiger Punkt unseres Konzeptes», ergänzt Flavia Wasserfallen, «dass die Kundschaft eher unkompliziert ist und die Bereitschaft hat, sich auf Neues einzulassen.»Damit meint sie auch die nötige Akzeptanz der Tatsache, dass angeboten wird, was die Produktion der bäuerlichen Betriebe momentan hergibt, also mal mehr oder weniger von diesem oder jenem Produkt. Letztlich, so die Überzeugung der Präsidentin, werde damit auch etwas gegen Food Waste unternommen: «Ich bin immer wieder erstaunt, wie lange Gemüse haltbar ist. Diesbezüglich gibt es auch Hinweiseund Tipps von den Bäuerinnen.»

Keine überschüssige Produktion

Das Bioabi-Konzept erleichtert den Produzenten die Planung, da sie nicht an definierte Kontingente gebunden sind. Und weitgehend befreit sind von administrativem und logistischem Aufwand.Was die Bäuerin Kathrin Wullschleger bestätigt: «Für uns ist es eine perfekte Situation. Wir sind ein kleiner Betrieb und deshalb wäre der Aufwand für uns viel zu gross, wenn wir alle nötigen Abläufe selbst abwickeln müssten. Die Partnerschaft mit Bioabi ist ein grosser Mehrwert für uns.» Wie gross der Mehrwert des Bioabi-Angebotes ist und ob dieses angesichts der ständigen Zunahme an Bio-Produkten auf dem Markt überhaupt noch nötig ist, liege letztlich bei der Kundschaft, sagt Flavia Wasserfallen, nennt jedoch Eigenschaften, die das Bioabi in seiner Gesamtheit auszeichnen. Beispielsweise, dass alle Produkte zu 100% biologisch und saisonal sind und dass diese mit einem Minimum an Verpackungsmaterial bis zur Türe geliefert werden. «Das sind doch ein paar Alleinstellungsmerkmale, auf die wir stolz sein dürfen. Wir fahren fort, solange es sinnvoll ist für die Kundinnen und die Produzenten.» So kann sich Kathrin Wullschleger, stellvertretend für die landwirtschaftlichen Partnerbetriebe, weiterhin dem widmen, was sie am besten kann und ihre reichhaltigen Produkte alle zwei Wochen in etwa 30 Bioabi-Taschen abpacken.

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Inhalt einer Bioabi-Tasche: vielfältig, regional, biologisch und saisonal. Bild: zVg
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