Kirchen im Nordquartier

«Was, schon wieder eine Fusion?»

Vielleicht haben Sie sich das in diesen Tagen auch gefragt, als bei Ihnen der hier abgebildete Flyer im Briefkasten lag (sofern Sie Mitglied der reformierten Kirche sind). Oder Sie fragen sich, wenn er in den kommenden Tagen in Ihrem Briefkasten liegt.

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Martin Ferrazzini und Susanne Aeberhard. Bilder: Roland Juker

Ja, die beiden reformierten Kirchgemeinden Johannes und Markus haben per 1. Januar zur Kirchgemeinde Bern-Nord fusioniert. Und ja, in diesen Wochen wird über eine weitere Fusion entschieden. Über eine, die nicht nur unsere Quartiere angeht, sondern die ganze Stadt. Die bis jetzt elf reformierten Kirchgemeinden der Stadt Bern sollen in den nächsten Jahren zu einer einzigen Kirchgemeinde fusionierenund organisatorisch schlanker werden. Auch, weil so die immer kleineren finanziellen Ressourcen effizienter eingesetzt werden können – sprich: Weil man sich auch einen Spareffekt erhofft. Gespart soll hierbei am meisten bei den Mauern werden, nicht bei den Menschen. Susanne Aeberhard, Kirchgemeinderatspräsidentin Bern-Nord, hat sich seit langer Zeit intensiv mit dieser Fusion auseinandergesetzt und kann uns kurz erklären, was es damit auf sich hat.

Susanne Aeberhard, fassen Sie doch bitte kurz zusammen, worum es bei der Abstimmung eigentlich geht.
Die elf Berner Kirchgemeinden (KG) sind bis heute eigenständig geführte Verwaltungen, bestehend aus einemehrenamtlichen Kirchgemeinderat. DerKGund das Teamsind für das kirchliche Leben und die Angebote im Quartier verantwortlich. Die Gesamtkirchgemeinde Bern (GKG) ist ebenfalls eine Kirchgemeindeund übernimmt verschiedene wichtige Dienstleistungen und die Verantwortung im Bereich Finanzen, Liegenschaften, Unterhalt, Personalmanagement und ICT. Mit der Fusionsabstimmung sollen die elf Kirchgemeinden in ihrer Eigenständigkeit aufgelöst werden, und neu gibt es juristisch nur noch eine gesamtstädtische Kirchgemeinde Bern, die auch den Kirchgemeinderat für die ganze Stadt Bern stellt.

Was passiert mit den heutigen Kirchgemeinden?
Die Kirchgemeinden werden in Kirchenkreise überführt, die in der Verwaltung schlanker sind. Das kirchliche Leben und die Angebote werden aber weiterhin durch die Personen aus den Kirchen im Quartier organisiert und wo möglich erweitert.

Wieso braucht es nun zwei Abstimmungen?
An der Kirchgemeindeversammlung vom 27. April sagen die Kirchenmitglieder des Quartiers Bern- Nord,obsie dieVerwaltungsstruktur ändernwollen bzw. soll die Kirchgemeinde Bern-Nord, mit den anderen Kirchgemeinden in der Stadt Bern, zu einer Kirchgemeinde fusionieren. Das heisst: Soll der gesamte Verwaltungsapparat neu und nur noch durch eine gesamtstädtische Kirchgemeinde verwaltet werden. Und an der Urnenabstimmung vom 18. Mai stimmen alle Mitglieder der gesamten Stadt Bern ab, ob sie diese Struktur für alle Kirchgemeinden in Bern einführen wollen.

Was heisst das für die Quartierbewohner: innen konkret?
Es wird sich nichts ändern. Wie bereits gesagt, wird das kirchliche Lebenund die Angeboteweiterhin von den Menschen in Quartierkirchen organisiert und veranstaltet. Somit bleibt die persönliche Beziehung vom Teamzu den Menschen bestehen.

Eine solche Fusion bringt Chancenmit sich, aber auch gewisse Risiken. Sie ist in erster Linie eine verwaltungstechnische Angelegenheit. Allerdings hat sie doch auch Auswirkungen auf das real existierende Kirchenleben.

Als Pionierkirchgemeinden im Gefüge der Stadt Bern haben Johannes und Markus bereits fusioniert. Aus der Entscheidung zur Fusion entstand ein Weg. Dieser Weg war geprägt von guten Zufällenund Eingebungen, von Anstrengungen und Arbeit. Der Weg war auch anstrengend; ja es hat Energie gekostet. Der Aufwand war enormund ist es zum Teil immer noch – besonders in der Verwaltung. Je weiter die Fusion dann aber zurückliegt, je mehr geleistet ist, desto mehr nimmt dieser Aufwand wieder ab und soll sich höchstens auf dem Vorfusions-Niveau einpendeln.

Doch dieser Weg hat sich – wie wir Stand heute sagen können - gelohnt. Ja, wir mögen in einem räumlich kleineren Gebiet agiert haben, hier im Berner Norden. Und doch hat es nicht minder Mut gebraucht. Es hat Loslassen gefordert, hat Unsicherheit geweckt und Fragen aufgeworfen. Es hat Veränderungen mit sich gebracht und Veränderungen sind oft nicht leicht zu nehmen. Ja, der Weg zu unserer Fusion hat uns gefordert.

Vor allem aber hat dieser Weg eine grosse Energie freigesetzt. Er hat belebt, hat kreativ gemacht, hat angeregt und tut gut. Das nun gewachsene Team erweist sich als wirklich mehr als bloss die Summe der einzelnen Teammitglieder. UnterschiedlicheGaben beflügeln sich gegenseitig; Ideen können mit mehreren Menschen geteilt werden undwachsenweiter, als sie das ohne diesenAustausch könnten; Ressourcen können koordiniert verwendet werden. Das kirchliche Leben, wie ich es wahrnehme, lebt weiter wie zuvor. Mit denselben Risiken und Nebenwirkungen, den Folgen grösserer Trends und Veränderungen. Daran vermag keine Fusion etwas zu ändern.

Einen grossen Unterschied zu vor der Fusion gibt es allerdings: Weil die Menge an Menschen in dieser einen Kirchgemeinde zugenommen hat, begegnen sich im kirchlichen Leben nichtwenigerMenschen, sondern potenziell auch mehr.

Wir sind bereits zwei Kirchen unter einem Dach – bzw. waren es und sind jetzt eine. Vielleicht sind wir ja bald auch eine unter einem noch grösseren Dach. Zukunftsweisend wäre dieser Schritt ganz sicher.


Kirchgemeindeversammlung

Sonntag, 27. April 2025, 11 Uhr, Wylerstrasse 5, Bern

 

Urnenabstimmung

per Post oder im Wahllokal: 18. Mai 2025
Wahllokal geöffnet am Samstag, 17. Mai, und Sonntag, 18. Mai,
jeweils von 10 bis 12 Uhr, im Kirchgemeindehaus Johannes, Wylerstrasse 5, Bern


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