Tanzmahl

Abtanzen in der Markuskirche

Das Abendmahl auf der Tanzfläche einnehmen und sich bis 1 Uhr Elektro- Beats hingeben: Dazu lädt das «Tanzmahl» ein.

Karin Meier
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Die Markuskirche einmal anders: Die professionelle Beleuchtung gibt dem Kirchenraum eine Atmosphäre, die zum Anlass passt. Bild: Sonja Gerber

Am 2. März 2024 verwandelte sich die Markuskirche in einen ausgelassenen Partyraum. Rund 150 Teilnehmende – die meisten über 30 Jahre alt – liessen sich auf das Experiment ein, das die beiden Pfarrpersonen Sonja Gerber und Martin Ferrazzini ausgeheckt hatten: Gemeinsam mit dem Musikproduzenten Audiomolekül verbanden sie Elektromusik und Tanz mit Bibeltexten und einem Abendmahl, zu dem Tapas gereicht wurden. Ihrem Ruf folgten Tanzfreudige aller Couleur, kirchennahe Menschen und solche, die zufälligerweise an der Markuskirche vorbeikamen und spontan mittanzten. Mit von der Partie waren zudem mehrere Pfarrpersonen, welche die neuartige Form des Abendmahls miterleben wollten. Das Experiment wurde auch von verschiedenen Medien wahrgenommen, die darüber berichteten.

Bibelstellen an die Wand projiziert

«Die Feedbacks der Teilnehmenden fielen positiv aus», sagt Martin Ferrazzini. «Die meisten, die mit dem Format nichts anzufangen wussten, sind wohl gar nicht erst vorbeigekommen. » Das Format sei zwar speziell, aber nicht unbedingt der Musik wegen: «Bei Kirche und Musik denkt man als Erstes an Orgelklänge. Die Orgel ist jedoch ein unglaublich vielseitiges Instrument, das immer wieder anders klingt. Sie kann jederzeit musikalische Special Effects generieren. Von da bis zu Elektromusik ist der Weg nicht weit», sagt Martin Ferrazzini. Aufgrund der positiven Resonanz geht das «Tanzmahl» in die zweite Runde, allerdings mit ein paar Neuerungen. Während beim ersten Mal der Partyschluss vorsichtshalber auf 23 Uhr angesetzt worden war, lässt sich nun bis um 1 Uhr tanzen. Zudem werden die Bibelstellen nicht nur gesprochen, sondern auch an die Wand projiziert. «Mit dieser Massnahme wollen wir die Verständlichkeit verbessern», sagt Sonja Gerber. Zudem wird das Abendmahl prominenter und klassischer: Es findet neu direkt auf der Tanzfläche statt, und die Tapas weichen Brotstücken. Was gleich bleibt, sind die Teams: Der Musikproduzent Daniel Walter alias Audiomolekül ist wiederum für die Beats verantwortlich. Die beiden Barkeeperinnen sind ebenfalls wieder dabei. Auch die Verantwortlichen bleiben dieselben: Martin Ferrazzini und Sonja Gerber haben so viel Freude am «Tanzmahl», dass sie es gerne ein zweites Mal organisieren.

Spezielle Formate erwecken Aufmerksamkeit

Die beiden Pfarrpersonen schätzen am «Tanzmahl» die Möglichkeit, neue Menschen für die Kirche zu begeistern – oder sie zumindest dahin zu bringen, dass sie beim Stichwort «Kirche» offen bleiben. «Der Anlass generiert Aufmerksamkeit. Wir merken dies auch daran, dass nach dem ‹Tanzmahl› mehr Familien unsere Angebote für Kinder besuchten», sagt Sonja Gerber. Ungewöhnliche Formate dienten damit der klassischen kirchlichen Arbeit. Dasselbe hätten sie bei ihrer Geisterbahn festgestellt, die sie anlässlich der Jugendnacht in der Markuskirche aufstellen liessen. «Die Menschen standen über eine Stunde lang Schlange», freut sich Martin Ferrazzini. Beim «Tanzmahl» wird dies nicht nötig sein: Es hat genügend Platz für alle.


«TANZMAHL»

Elektro – Tanz – Text – Abendmahl
Samstag, 1. März, 20 – 1 Uhr Markuskirche, Tellstrasse 33, Bern
Musik von Audiomolekül Barbetrieb.
Eintritt frei, Kollekte


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