Muntermacher für Ziegen, Moudis und Menschen
Im Breitenrain gibt es Berner Kaffee in höchster Qualität. Für den Handel, für Private und natürlich für die Gäste im Brunch-Lokal an der Rodtmattstrasse. Die Bohnen werden lokal geröstet und von Menschen mit Beeinträchtigungen in natürliche Materialien verpackt. Täglich werden im Lokal nebst Frühstück und Brunch auch kleinere Mahlzeiten serviert.

Damit kein Durcheinander mit Namen entsteht, soll zu Beginn Klarheit geschaffen werden: Ferdinand ist der Name des Kaffees und des gleichnamigen Brunch-Lokals an der Rodtmattstrasse. Ferdinand ist auch der Name des Moudis in einem Lied von Mani Matter. Diesem Kater soll mit dem Label die gebührende Ehre erwiesen werden, hat er doch zeitlebens im Quartier für Liebe geworben. Das tut auch Liri, mit vollem Namen Liridon Epiroti, er wirbt für Kaffee, der mit Liebe hergestellt und serviert wird. Ferdinand, den Kaffee, gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, eine davon heisst Amore. Eine andere hat den Namen Henä, benannt nach dem Vornamen eines Berner Werbefachmanns. Dieser war Stammgast im Restaurant Tibits, wo Liridon Epiroti als Serviceleiter arbeitete. Henä, der Werber, trank dort regelmässig einen Cappuccino und für ihn war Liri ein wahrer Kaffeekünstler. «Ich habe festgestellt», erinnert sich der Gastronom, «dass er immer in meinem Bereich der Theke anstand. Aus seiner Sicht habe sonst niemand den Kaffee so fein und mit so viel Leidenschaft zubereitet wie ich.» Das tut er bis heute, seit rund sechs Jahren als Selbständiger, nachdem sein Stammgast und Mentor ihn dazu motivierte.
Bohnen aus Peru
Zusammen entwickelten sie die Idee von Ferdinand Coffee; in den ersten Jahren konzentrierte sich das Angebot ausschliesslich auf die Herstellung und den Verkauf von Kaffee, die Lieferanten der Kaffeebohnen wurden via Internet gesucht und selektioniert. Die Wahl von Liridon Epiroti fiel auf einen Lieferanten in Peru, den er kurz darauf vor Ort besuchte, um die bestmögliche Sicherheit zu erlangen, dass sowohl die Qualität der Bohnen wie auch die ökologischen und sozialen Aspekte seinen Vorstellungen entsprachen. Kurz darauf traf der erste Container im Hafen von Hamburg ein und wurde nach Bern transportiert. «Nun hatte ich zwar sehr viele Kaffeebohnen, jedoch in rohem Zustand, und die mussten geröstet werden», erinnert sich der Kaffeespezialist, kaufte eine kleine Röstmaschine und entwickelte das Röstprofil, das unter anderem aus der Dauer es Röstens und der Temperatur letztendlich zur gewünschten Geschmacksausrichtung führt. «Wir hatten also das Produkt, aber noch keine Kundschaft. Die Akquisition sah in groben Zügen so aus, dass wir Restaurants kontaktierten und ihnen von Ferdinand erzählten.» Offenbar haben die beiden gut erzählt, die Kundschaft aus Restaurants, Läden oder Büros wuchs kontinuierlich, auch ausserhalb von Bern.
Ökologische Verpflichtung
Die Verbindung seines Produktes zu Bern war dem Jungunternehmer sehr wichtig und er fand, der Bezug könne kaum besser hergestellt werden als durch den Moudi Ferdinand. «Ich fand es immer schade, dass Ferdinand gestorben ist, von mir aus hätte er ewig weiterleben können.» Mit Kaffee könne man zwar vieles zum Leben erwecken, Ferdinand aber leider nicht mehr, muss sich der Gastronom mit der Realität abfinden. Auch Ziegen sollen der Legende nach zum Leben erweckt worden sein, denn im 15. Jahrhundert hätten Hirten im Königreich Kaffa, das im heutigen Äthiopien liegt, festgestellt, dass jene Ziegen, die vom Strauch mit weissen Blüten und roten Früchten gefressen hatten, bis weit in die Nacht äusserst munter waren. Munter waren Liridon Epiroti und der Werbefachmann bereits bei der Entwicklung ihrer Geschäftsidee, denn sie waren von dieser überzeugt und deshalb auf Wachstum vorbereitet. Der Ausstoss an gerösteten Bohnen aus der kleinen Maschine konnte die Nachfrage nicht lange abdecken, dieser Prozess wird seit Längerem durch eine lokale Rösterei abgewickelt. Produktion und Verpackung von Kaffee ausserhalb ökologischer Grundsätze kam für die beiden nicht infrage, es war eine Verpflichtung für sie. «Alle Abklärungen und Vorbereitungen betreffend Verpackung mit der dazugehörigen Arbeit hatten wir vorgängig bereits gemacht», sagt Liri, will heissen, bevor er die ersten Bohnen röstete.
Soziales Engagement
Ihr Vorhaben, auf Materialien wie Alu oder Plastik zu verzichten, konnten sie deshalb rasch umsetzen, die Konzepte und Kontakte lagen bereits in der Schublade. Sie seien diesbezüglich die Ersten in Bern gewesen, die auf wiederverwendbare Materialien und auf Säcke aus Recyclingpapier setzten, denn, so Liridon Epiroti: «Auch ohne Alu-Schicht bleiben die Kaffeebohnen genauso frisch und der Kaffeegeschmack bleibt auch in Holzkapseln erhalten. Wir wollten ganz einfach die Standards Bio und Fairtrade toppen.» Fairtrade gilt nicht nur für den Bezug der Bohnen aus Peru, auch in der Schweiz sei Fairness angesagt, insbesondere, was die Verpackungsund Versandarbeit aller Produkte von Ferdinand Coffee betrifft. «In diesem Bereich arbeiten wir mit geschützten Werkstätten zusammen. Für mich als Vater eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen ist das eine Herzensangelegenheit.» Es läuft gut beim Ferdinand im Breitsch, sehr gut sogar und Liridon Epiroti ist denn auch sehr zufrieden mit dem, was er tut und mit dem Ergebnis daraus. Seine Philosophie ist weder neu noch kompliziert, aus seinem Mund hört sie sich jedoch sehr glaubwürdig an: «Man muss an das glauben, was man macht. Und das, was man macht, soll mit Herzblut geschehen.»




