Dieser Artikel wurde von der «Berner Zeitung» zur Verfügung gestellt.
Angst vor Lärm, Gerüst im Garten und Grossbaustelle während Frauen-EM
Berns wichtige Verbindung zwischen Altstadt und Nordquartier wird für neun Monate gesperrt. Das sind die Folgen für Verkehr, Quartier und Tourismus.

Die Kornhausbrücke wird aufgefrischt, und das hat Konsequenzen. Schliesslich ist das 125-jährige Bauwerk eine der wichtigsten Verbindungsachsen der Stadt Bern. Deshalb bringt die sanierungsbedingte neunmonatige Sperrung für die Bevölkerung einige Unannehmlichkeiten mit sich.
Wer ab dem 17. Februar in Bern unterwegs ist, muss sich an einige Änderungen gewöhnen. Denn für Auto, Bus und Tram bleibt die Brücke bis im November geschlossen. Velofahrende müssen ihr Rad bis Ende August über die Brücke schieben, danach soll eine Brückenhälfte für den Veloverkehr geöffnet werden, wie das städtische Tiefbauamt mitteilt.
Nur für Fussgänger bleibt die Brücke während der ganzen Sanierungsarbeiten passierbar.
Mehr Verkehr im Nordring
Doch wie gelangen Bus und Tram von der Altstadt ins Nordquartier? Die Tramlinie 9 verkehrt zwischen Wabern und Bern Bahnhof sowie zwischen Kursaal und Wankdorf im Normalbetrieb. Zwischen Bahnhof und Viktoriaplatz stehen Ersatzbusse bereit. Die Busse der Linie 10 werden zwischen Zytglogge und Rosengarten via Nydeggbrücke und Aargauerstalden umgeleitet.

Der motorisierte Individualverkehr soll auf die Lorraine- und die Nydeggbrücke ausweichen. Doch bedeutet das nicht eine massive Mehrbelastung, beispielsweise für den Nordring? «Verkehrsberechnungen haben gezeigt, dass der Nordring als Umleitungsroute besonders stark belastet wäre», sagt Reto Beer, Projektleiter beim Tiefbauamt der Stadt Bern. «Deshalb wird der 10er-Bus nicht über die Lorrainebrücke, sondern über die Nydeggbrücke umgeleitet.»

Es gilt also ein ähnliches Verkehrsregime wie beim Projekt «Dr nöi Breitsch». Beer fügt aber an: «Trotzdem wird der Nordring mehr Verkehr abbekommen.» Das führt im Nordring zu Anpassungen. So wurden die Lichtsignalanlagen entsprechend umprogrammiert. «Der Verkehr sollte – nach einer gewissen Eingewöhnungsphase – normal fliessen können», sagt Beer.
Im Altenberg wird es laut
Von den Verkehrsänderungen dürften am meisten Menschen betroffen sein. Doch eine Sanierung von dieser Grösse bringt unweigerlich ein anderes Problem mit sich, das jedoch nur die Anwohnenden betrifft: Baulärm.
Das Programm klingt happig. Die Baustelle ist von Montag bis Freitag von 6 bis 22 Uhr und am Samstag von 8 bis 17 Uhr in Betrieb. Reto Beer vom Tiefbauamt will nichts schönreden, relativiert aber auch ein wenig: «Es wird nicht neun Monate lang laut sein, aber es wird neun Monate lang immer mal wieder laut sein.»

Heikel dabei: Die Bauarbeiten finden direkt über dem Altenbergquartier statt – eine Gegend, deren Bewohner das Bedürfnis nach Ruhe in der Vergangenheit oft durchgesetzt haben. Können die Altenberg-Bewohnenden diesen Sommer ungestört im Garten sitzen? Beer stellt zwar ein Zelt in Aussicht, dass die Baustelle überdacht und dadurch die Lärmemissionen reduziert. Aber: «Trotzdem werden die Arbeiten für den Gleisersatz und die Sanierung der Brücke die Gartenidylle trüben.»
Im Garten steht nun ein Baugerüst
Ulrich Kriech könnte von den Sanierungsarbeiten kaum direkter betroffen sein. Das Haus des Präsidenten des Altenberg-Rabbental-Leists steht unter der Kornhausbrücke. Deshalb wird Kriech im kommenden Sommer kaum Zeit in seinem Garten verbringen. «Der ist komplett zugestellt. Da steht nun ein grosses Baugerüst.» Grosses Mitspracherecht hatte Kriech dabei nicht. Er zeigt jedoch Verständnis. «Ich bin Baumeister von Beruf und weiss deshalb, dass man solche Dinge akzeptieren muss.»

Seine Vorfreude auf die kommenden Monate hält sich dennoch in Grenzen. «Die Gerüstarbeiten waren schon ordentlich lärmig. Der Rückbau wird diese noch übertreffen.» Deshalb setzt er nun auf weitsichtige Durchhalteparolen: «Nach der Sanierung werden die Gleisanlage ruhiger sein. Davon profitiert das ganze Quartier.»

Doch wie wurde dieses von der Stadt auf die lauten neun Monate vorbereitet? «Sie hätte kaum besser informieren können», sagt Kriech. Er verweist auf Vorabinformationen und eine umfassende Website, auf der konkrete Angaben zu den Bauphasen zu finden sind.
Schon wieder trifft es den Kursaal
Die Sperrung der Kornhausbrücke kriegen auch Menschen zu spüren, die in Bern nur zu Gast sind. Schliesslich fällt auch die Tramstation direkt vor dem Hotel Kursaal weg. Wie geht man dort damit um? «Natürlich bedeutet das Einschränkungen und Umtriebe», sagt Kevin Kunz, CEO der Kursaal Bern AG. Man habe sich aber so gut wie möglich vorbereitet, Gäste und Veranstaltende seien informiert. «Und ein wenig sind wir noch von den Bauarbeiten zum ‹Nöi Breitsch› in Übung.»

Denn damals wurden die Tramgleise direkt vor dem Hotel aus dem Boden gerissen. «Zu solch schlimmen Lärmemissionen wie damals wird es wohl nicht mehr kommen», sagt Kunz. Zudem vertraut er den dreifachverglasten Zimmerfenstern seines Hotels.

Er will jedoch nicht ausschliessen, dass es durch die Baustelle zu weniger Buchungen kommt. Das sei so bereits bei den Umbauarbeiten zum «Nöi Breitsch» eingetroffen – allerdings nicht im Hotel oder im Kongresszentrum, sondern in den Gastrobetrieben.
Problem für die Fussball-EM?
Apropos Tourismus: Müsste sich die Stadt während der kommenden Fussball-EM der Frauen nicht von ihrer schönsten Seite zeigen? Die Grossbaustelle an bester Lage scheint zu einem schlechten Zeitpunkt zu kommen. «Die Sanierung der Kornhausbrücke wurde bereits projektiert, als noch nicht bekannt war, dass die Frauen-EM nach Bern kommt», sagt Reto Beer vom Tiefbauamt.

Laut ihm dürfte die gesperrte Kornhausbrücke das Turnier nicht gross tangieren. So plane Bernmobil für die Spiele in Bern eine Direktverbindung vom Bahnhof zum Guisanplatz.
Das wird saniert
Bis im November werden Brückenober- und -unterbau instand gesetzt, Tramgleise und Fahrleitungen erneuert und die Brückenbeleuchtung auf LED umgestellt. Die städtische Stimmbevölkerung hat für die Sanierung im Juni 2023 einen Kredit von rund zehn Millionen Franken bewilligt.
Quelle: Berner Zeitung, 04.02.2025, Martin Erdmann, «Angst vor Lärm, Gerüst im Garten und Grossbaustelle während Frauen-EM»