Mali Thai Food

Fernes Glück ganz nah erleb- und geniessbar

Im früheren Schönburg-Kiosk sind südostasiatische Leckerbissen zum Greifen nah. «Mali Thai Food» verzückt mit authentischen Gerichten zu fairen Preisen und in wechselnder Auswahl.

Jean-Claude Galli
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Genuss mit breiter Menu-Auswahl. (Bilder: jc)

Wir können uns noch gut daran erinnern, als wir am Mittag unter der Woche jeweils mit unseren Bürokollegen in Kittel und Hemd an weissgedeckten Tischen sassen und ein gepflegtes Menü zu uns nahmen: Suppe, Salat, Hauptgang und Dessert, begleitet von Bier, Weisswein, Rotwein und Digestif zum Kaffee. Und dazwischen wurde geraucht in rauen Mengen. Im PTT-Hauptsitz Schönburg fanden damals 1400 Angestellte Platz. Und auch in dessen Nachbarschaft wimmelte es von Menschen mit grossem Spielraum zwischen 12 und 15 Uhr. Es war ein wahrer Segen für die nahe Beizenkultur, die Zigaretten dazu gab es am Kiosk bei der Bushaltestelle stadteinwärts. Ob die Welt damals eine bessere war, ist schwer zu sagen, doch schien sie sich irgendwie langsamer zu drehen. Dann kamen Internet, Jahrtausendwende, Gesundheitswahn und noch mehr Übergewicht. Die Leute haben zwar immer noch Appetit. Nur sind die Mittagspause und die Tischtücher mittlerweile verschwunden, Kittel und Hemd wurden gegen Trainerhosen und Kapuzenpullover getauscht. Geschmaust wird nun im Stehen, über der Computertastatur oder in der Relax-Lounge auf bunten Möbeln fläzend. Die Welt ist gefühlsmässig geschrumpft und alle sind näher zusammengerückt. Europa liegt heute mit dem Sparflug direkt vor der Tür und Asien dank der Gastronomie um die nächste Ecke, Letzteres vermutlich der grösste Pluspunkt dieser Entwicklung

Auf dem «Falstaff»-Streetfood-Podest

Bei der Schönburg-Haltestelle gibt es jetzt keine Zigaretten mehr, dafür Pad Thai und Poulet Massaman. Seit 2018 befindet sich im ehemaligen Kiosk das Take-away-Lokal «Mali Thai Food». Von der Schönburg kommen zwar immer noch Kunden her, aber es sind keine Staatsangestellten mehr. Der wuchtige Gebäudekomplex umfasst nun Wohnungen, das «Prizeotel» und einen Fitnessclub. Es erscheinen Anwohner vom Spitalacker, HKB-Studenten von der Papiermühlestrasse und Pflegefachfrauen aus dem Salem-Spital. Aber auch Connaisseurs aus der ganzen Stadt. Die Küche des südostasiatischen Landes werde hier sehr authentisch interpretiert, hat uns ein Stammkunde kürzlich rühmend erzählt. Das sieht auch die renommierte Gourmet- Zeitschrift «Falstaff» so, die das Lokal in ihrem aktuellen Streetfoodguide mit 92 von möglichen 100 Punkten auf Platz 3 im Espace Mittelland führt.

Schärfe behutsam angepasst

Behutsam Rücksicht genommen wird hier jedoch auf das in diesen Breitengraden gängige Schärfeempfinden. Wer die Herausforderung trotzdem nicht scheut, darf sich selber nach Lust und Laune aus dem bei der Kasse bereitstehenden Gefäss mit Chilipulver bedienen. Verantwortlich für das Angebot ist die namensgebende Mali Atsuek, die bereits in ihrem Heimatland einen Take-away- Stand betrieb und hier ihre Karriere als Köchin nach kurzem Unterbruch fortsetzen konnte. Die zweifache Mutter stammt aus einem kleinen Dorf in der Nähe der Grossstadt Korat. Auf der Website outet sie sich auch als leidenschaftliche Pilzesammlerin. Sicher wird sie noch bis Ende 2027 an dieser Adresse bleiben dürfen, bevor es aufgrund der neuen Tramlinie nach Ostermundigen zu baulichen Veränderungen kommt und sie einen neuen Standort in der Nähe sucht.

Der heisse Käse kann warten

Bei unserem Besuch Mitte September müssen wir uns aufgrund des überraschenden Kälteeinbruchs am zweiten Septemberwochenende zuerst ein wenig vom eigentlich angenehmen Gedanken an Chaletstimmung und geschmolzenen Käse lösen. Doch wer einmal vor dem früheren Kiosktresen steht und das verlockende Angebot sieht, ist rasch gefesselt. Die Auswahl wechselt von Montag bis Freitag täglich. Zur Verwendung kommt ausschliesslich Fleisch aus der Schweiz. Wir wählen schliesslich Kaen Kiao Uan Pak – grünes Thai Curry mit Gemüse und Tofu –, Gaeng Massaman Gai – Poulet Massaman – und Pad Thai Gung – gebratene Nudeln nach thailändischer Art mit Shrimps. Die Portionen sind auch in Anbetracht des Preises sehr grosszügig bemessen. Natürlich ist es vom ökologischen Standpunkt her gesehen am besten, gleich mit einem eigenen Gefäss zum Abtransport des Menüs aufzukreuzen, was der Kunde hinter uns in vorbildlicher Manier tut. Wir haben hingegen nicht daran gedacht. Doch unser gutes Gewissen der Natur gegenüber wird zum Glück nicht allzu schwer belastet. Die Menüboxen bestehen aus Zuckerrohr- Restfasern, einem Nebenprodukt der Zuckerrohr-Produktion, und sind vollständig biologisch abbaubar. Wir geniessen unser Menü später übrigens sitzend fernab jeder Tastatur, mit Stäbchen, im Hemd, der Kittel hängt an der Stuhllehne.


Info

  • Küche: Die ganze Bandbreite der thailändischen Küche
  • Service: Herzlich und erfrischend
  • Ambiente: Hier zählt einzig, was in der Box ist
  • Preise: Ausgezeichnetes Preis- Leistungs-Verhältnis
  • Adresse: Spitalackerstrasse 3, 3013 Bern
  • Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 11 bis 13.30 Uhr und 16.30 bis 19 Uhr; Freitag, 11 bis 13.30 Uhr; Samstag und Sonntag geschlossen.

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Logo von Mali Thai.
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Gebratene Nudeln mit Shrimps.
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Der Mali-Thai-Tresen.
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Der Frontbereich von Mali Thai.
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