Corinnas Quartier Talk

Corinnas Quartier Talk mit Thomas Leuenberger

Thomas Leuenberger ist seit bald 15 Jahren als Komiker und Clown BALDRIAN auf in- und ausländischen Bühnen unterwegs und wurde schon mehrfach für sein Entschleunigungs- Bühnenprogramm ausgezeichnet. Der einstige FlügZüger geniesst die Langsamkeit und freut sich nach seiner Krankheitsgeschichte vor zwölf Jahren vermehrt über die Kleinigkeiten des Lebens. Wir haben ihn zu seinem Leben, seinen Ideen und seinem Humor befragt.

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Thomas Leuenberger mit farbiger Performance. (Bilder: zVg)

Thomas Leuenberger wurde in Niederbipp geboren, besuchte da die üblichen Schulen und wollte eigentlich Fotograf werden. Doch der Berufsberater meinte, dass Leuenberger ein geeigneter Tiefbauzeichner sei, was sich später als falsch erwies. Thomas Leuenberger war der Meinung, dass sein Berufsberater besser Landmaschinenmechaniker geworden wäre. Nach der abgeschlossenen Lehre arbeitete Leuenberger im Sozialen, in Kinderheimen, auf dem Bau, im Gastrobereich – inklusive Küche. Später fing er mit Strassenshows an und entdeckte da seine grosse Leidenschaft. Von 1988 bis 2009 trat Thomas Leuenberger mit Claude Criblez als Komikerduo FlügZüg auf. Sie lernten sich in der Brasserie Lorraine kennen, wo sie beide als Kellner arbeiteten. Seit 2009 ist Thomas Leuenberger erfolgreich als

Solokünstler BALDRIAN unterwegs. Thomas lebt mit seiner Partnerin und Ehefrau seit über 20 Jahren in Hinterkappelen am Wohlensee. Gemeinsam entwickeln sie neue Nummern und sind auch sonst gerne kreativ unterwegs. Eine weitere Leidenschaft von Leuenberger ist seit vielen Jahren Steintürme zu gestalten; www.chempebiger.ch

Thomas, wie oft wirst du auf deine Langsamkeit angesprochen und reagierst du seit jeher gleich darauf?
Meistens werde ich nach meinen Auftritten angesprochen. Die Leute sagen, dass es ihnen gutgetan hat und sie jetzt viel gemütlicher nach Hause gehen werden. Mich freut es natürlich, dass die «Entschleunigungstherapie » Wirkung zeigt.

Du hast einmal in einem Interview erwähnt, dass ihr das langsame Sprechen nicht ins Bühnenprogramm von FlügZüg integriert, sondern immer schon so gesprochen hättet. Das Publikum hätte euch darauf angesprochen. Hattet ihr daraufhin noch ein wenig verlangsamt, was die Sprache anbelangte?
Wir waren beide von Haus auf sehr langsam sprechende Jungs, daher wirkte unsere Show authentisch. Doch die Langsamkeit haben wir natürlich etwas ausgeprägter auf der Bühne ausgelebt.

Die Trennung von Claude Criblez als Bühnenpartner ist zwar schon eine ganze Weile her – erinnerst du dich noch daran, was sie mit dir gemacht hat?
Nach 21 Jahren Zusammenarbeit haben wir uns für eine kreative Pause entschieden, die bis heute angehalten hat. Aber am Anfang war schon eine Ungewissheit da, wie es weitergehen wird. Ich hatte das Glück, dass ich im 2010 von Rolf Knie im Circus Salto Natale engagiert wurde und so einen guten Start in meine Solokarriere hatte.

Wie fühlte es sich an, fortan alleine auf der Bühne zu stehen?
Ich geniesse die Freiheit eines Einmannbetriebes. Es braucht natürlich doppelt so viel Text und Präsenz. Dafür sind die Sitzungen halb so lang.

Wie kam es zum Engagement im bekannten Zirkus Roncalli in Deutschland?
Ein Agent hat mich im Circus Salto Natale gesehen und hat direkt nach der Show ein Angebot gemacht. Ein Jahr später war ich im Roncalli im Tempodrom in Berlin.

Ihr seid schon als FlügZüg etliche Male in Deutschland aufgetreten und wurdet dort auch mit Preisen geehrt. Sind die Reaktionen in Deutschland anders als beim Schweizer Publikum?
In Deutschland hat man den Schweizer Bonus, wegen der ausgeprägten Aussprache. Sie lieben unseren Akzent. Zudem haben sie das Gefühl, dass sie Schweizerdeutsch verstehen. Interessant ist auch, dass für sie alle Schweizer langsam sind, auch die Zürcher.

Du hast oft in Interviews gesagt, deine Krebsdiagnose 2012 habe dich verändert. Spürst du diese Veränderungen auch heute noch?
Meine Krankheit ist schon 12 Jahre her, daher sind die Veränderungen zur Normalität geworden. Jedoch ist mir immer wieder mal bewusst, dass alles, was ich noch erleben darf, Zugabe ist.

Ein deutscher Arzt hat dir einmal prophezeit, dass du nach überstandener Krankheit ein besserer Komiker seist. Hatte er recht?
Das kann ich nicht beurteilen. Aber ich bin sehr glücklich, dass meine Entschleunigungs-Show im In- und Ausland sehr gut ankommt und ich auch als Rentner froh darüber bin, weiterhin auf der Bühne stehen zu können.

Hast du einen Bezug zum Nordquartier und, wenn ja, welchen?
Ich habe lange in der Lorraine gewohnt und gearbeitet und fühle mich dort noch heute sehr bezogen und heimisch.

Wo bist du hier gerne unterwegs und anzutreffen?
Im Lorraine Brocki, im Wartsaal, dem Kairo oder der Brass, in der Lola oder bei meinem Coiffeur. Ich kenne nach wie vor sehr viele Leute im Quartier.

Und zu guter Letzt: Welche ist deine Lieblingsnummer deines Bühnenprogramms?
Ich liebe alle meine Nummern. Ich mache nur noch das, was mir selber auch Freude bereitet. Aber wenn ich mit der Fernsteuerung meine selbstgebaute Flugschlange Gisela über die Köpfe des Publikums fliegen lasse, dann erwacht mein inneres Kind.

Danke Thomas für deine Antworten und weiterhin viel schönes, langsames Unterwegssein.

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Portrait Thomas Leuenberger
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