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Ravi Sinnathamby über die Faszination und das Ende von UNIK Training

«Viel mehr als eine Halle zum Trainieren – es war ein mystischer Ort.»

Viele gesundheitsbewusste Menschen aus verschiedensten Gesellschaftsschichten und auch Spitzenathleten fanden im UNIK Training ein familiäres Zuhause. Für alle schmerzhaft: am 20. April ist nach zehn Jahren Schluss.

Jürg Morf
Ravi Sinnathamby
Am 20. April ist für Ravi Sinnathamby endgültig Schluss. (Foto: zvg)

Der Weg ins grosse UNIK-Trainings-Lokal an der Bolligenstrasse 82 führt in einem Industriebau über Lagerräume und verwinkelte Gänge in den ersten Stock. Dort angekommen, eröffnet sich den Besuchenden eine mystische Welt aus kreativem Wohnzimmer-Groove, Künstler-Atelier und einer Trainingshalle mit vielfältigen Angeboten. Auf 700 Quadratmetern haben Ravi Sinnathamby und sein langjähriger Geschäftspartner, Niklaus Jud, ein faszinierend-stilvolles Zuhause für trainingswillige Menschen aller Couleur geschaffen. Im Eingangsbereich hat es eine Bar und gemütliche Sofaecken. Grosse Spiegel, hängende Urwald-Pflanzen und allerlei Krimskrams strahlen künstlerisch-familiäres Ambiente aus. Die riesige Trainingshalle ist geprägt von pink leuchtendem Neonlicht, grossen Wand-Graffities und zahlreichen Trainingsgeräten. In den letzten zehn Jahren trainierte hier eine bunte Community. Jede Woche gab es ein breites Angebot, unter anderem mit Box- und Yoga-Kursen sowie Gruppenstunden. Jetzt steht UNIK Training vor dem Aus. Wie konnte das passieren?

Corona hat alles verändert

Freundlich lächelnd kommt Ravi, UNIK-Co-Gründer und Co-Geschäftsleiter, zum Interviewtermin. Sein imposanter schwarzer Bart steht im Gegensatz zu seinem freundlichen, ja sanften Wesen. Ravi wird von seiner UNIK-Familie sehr geschätzt – und bald schmerzlich vermisst. «Seit Corona ist alles anders, wir haben es nicht geschafft, uns von dieser Krise wirtschaftlich zu erholen. Die Menschen sind seither viel preisbewusster, die Wertehaltung hat sich grundsätzlich verändert. Plötzlich war vielen ein Abonnement bei uns zu teuer. Sie wechselten zu günstigeren Anbietern. Andere scheuten nun den Weg zu uns, trainierten neu im Gym um die Ecke oder sogar, wie während der Lockdowns, zu Hause.» Neben den fehlenden Einnahmen machten auch steigende Energiekosten, Mieten und andere Teuerungen das Überleben immer schwieriger. Ravi beschönigt nichts: «Es ist hart und schmerzhaft, mit UNIK Training geht ein Stück Berner Sport-Kultur verloren.»

Magischer Ort für Menschen aller Couleur

Die UNIK-Training-Gründer Ravi und Niklaus wollten vor zehn Jahren ein Gym bauen, das anders ist als die anderen. «Ich wollte die Halle wie mein eigenes Wohnzimmer einrichten, einen Ort kreieren, wo ich selber gerne trainiere und wo sich alle wohlfühlen. Egal ob jung oder alt, reich oder arm, Olympiaathletin oder Hobbysportler, im Rollstuhl oder gehend – bei uns sind alle Leute, egal welcher Gesellschaftsschicht sie angehören, gleichgestellt.» UNIK Training wurde dank dieser Offenheit und Toleranz und dank seinem eigenwilligen Style zum legendären Treff. Anouk Vergé-Dépré, die Berner Weltklasse-Beachvolleyballerin, hatte hier über Jahre ihre Trainings-Homebase. SCB-Spieler wie Eric Blum, Justin Krüger oder Thomas Rüfenacht und sogar NHL-Superstar Nico Hischier stählten hier ihre Muskeln. Ravi wird sie alle vermissen: «Wir diskutierten sehr viel mit unseren Kunden und mit den Trainerinnen, suchten und fanden schliesslich für alle gute Anschlusslösungen.»

Boxevents, Partys und auch Hochzeiten

Was bleibt Ravi, neben vielen Freundschaften, besonders in Erinnerung? «Die erste Boxveranstaltung 2022 war ein extremes Wow-Erlebnis. Nach der Pandemie mussten wir uns etwas einfallen lassen, um neue Einnahmequellen zu erschliessen. Wir organisierten zwei Profi-Box-Event und schafften es, unsere Halle zu füllen. Diese Veranstaltungen mit landesweiter Ausstrahlung gehen eigentlich über mein Vorstellungsvermögen hinaus. Wir begannen in einem kleinen Keller – und jetzt so etwas!»
Ravi und seine Verbündeten versuchten nach Corona alles, um finanziell wieder auf die Beine zu kommen. Sie organisierten Firmenanlässe, veranstalteten tolle Partys mit bis zu 500 Gästen und feierten in ihrer Halle sogar Hochzeitsfeste. Trotz aller Kreativität und neuer Angebote: Corona brachte letztendlich zu grosse gesellschaftliche Veränderungen, verschärfte die Konkurrenzsituation und den Preisdruck. Ravi betont, dass «UNIK Training nicht in Konkurs geht. Wir konnten für unsere Kundinnen und Kunden Folgelösungen mit verschiedenen anderen Fitness-Partnern finden. Unsere Nachbarn von Bimano werden die Halle übernehmen, hier wird zukünftig gebouldert.»

Ende «mit Schall und Rauch»

«Wir haben das Maximum aus diesem Ort herausgeholt. Es war ein faszinierender Dschungelkampf, eine schöne zehnjährige Reise mit einer tollen Community.» Ravi zeigt sein Kämpferherz, wirkt gleichzeitig gefasst und blickt zuversichtlich voraus. «Für mich ist es ok, diese Reise jetzt abzuschliessen, ich bin offen für Neues. Sicher ist, dass ich weiterhin Personal Trainings geben werde und eigentlich in der Gesundheitsbranche bleiben möchte. Sicher ist auch, dass wir hier mit Schall und Rauch ausziehen werden. Am 20. April besiegeln wir das offizielle Ende mit einer Abschiedsparty. Es wird eine fröhliche Beerdigung mit Freunden, mit Musik und Drinks. Am nächsten Tag, dem 21. April, können alle noch unseren Flohmärit mit zahlreichen Ständen besuchen und sich dort ein Stück der UNIK-Kultur für die Ewigkeit zu Hause sichern.»


Persönlich

Ravi Sinnathamby ist 1987 geboren. Er ist in Köniz aufgewachsen, nachdem seine Eltern aus Sri Lanka geflüchtet waren Heute lebt Ravi in Bümpliz. Er hat einen sechsjährigen Sohn, mit dem er gerne viel Zeit verbringt.


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