Hotel Landhaus by «Albert&Frida»

Die Stadt-Oase am Klösterlistutz

Im Café-Bistro des Hotels im denkmalgeschützten Haus an der Aare lassen sich die Zeit und der Ernst des Lebens bequem für einen ganzen Abend vergessen.

Jean-Claude Galli
AfdN 04/2024 –Hotel Landhaus by «Albert & Frida»
Blick auf die Aare … (Bilder: jc)

2011 ging im Restaurant Landhaus im Altenberg eine Ära zu Ende, als Bernhard Schwenter nach über einem Vierteljahrhundert als Pächter Abschied nahm und wir das beste Tatar der Stadt wieder anderswo suchen und finden mussten. Während im Gastraum neue Wohnfläche entstand, blieb das bereits Anfang 2010 im Anbau Richtung Hang eröffnete Hotel weiter in Betrieb. Und aus dem ebenerdigen Lobby-Café ist im Lauf der Zeit unter dem Namen «Albert & Frida» wieder ein echtes Restaurant geworden. Gastgeber des ganzen Betriebes sind immer noch Angela und Patrick Stadelmann, die sich auf der Website als «Tätschmeister» Angie und Päddy vorstellen. Eine Frida oder einen Albert sucht man im total zwölfköpfigen Team vergebens. «Flach wie eine Flunder» sei die Hierarchie, damit sich die Gäste voller Elan der Berner Gemütlichkeit hingeben könnten. Das ist kein Schwindel. Ein Besuch des Lokals bei der Untertorbrücke ist per se eine höchst erfreuliche Angelegenheit, auf der Terrasse zum Apéro oder auch im Innern. Doch es gibt eine ganz bestimmte Ecke im Gastraum, wo die Stimmung noch bezaubernder ist. Wo genau, verraten wir natürlich nicht, weil wir beim nächsten Mal unbedingt wieder genau dort sitzen und eine wunderbare Zeit verbringen möchten.

Sopraceneri und Jura in Bern

Wir fühlen uns heute ein wenig wie Johnny und Mary im gleichnamigen Liebessong, dessen Cover von Züri West beinahe noch besser ist als das Original von Robert Palmer selber. Wir bestaunen die verspielten Dekor- Details auf den Fenstersimsen und trinken zur Einstimmung ein Glas Merlot von Irti Colli aus dem Sopraceneri und ein fruchtiges «La Cuivrée» der «Brasserie des Franches-Montagnes » BFM aus Saignelégier. An diesem äussersten Zipfel des Nordquartiers ist dank des nahen Aarewassers buchstäblich alles im Fluss. Und unser Tisch im «Albert & Frida» fühlt sich an wie ein Stück Schwemmholz auf einer kleinen Insel aus Kies mit wilden Sträuchern. Hier hat «Dällebach Kari» im Film von Kurt Früh gezeigt, dass seine Nähmaschine tatsächlich versenkbar ist. Und hier vergessen wir gut für einen Abend lang all unsere Sorgen und Bedenken, beseelt von einer Art emotionalen Gischt. «Unsere Idee von Gastronomie beruht eher auf Soft- Faktoren, weshalb Molekular-Spielchen hier keinen Platz haben», schreiben Stadelmanns. Und versprechen stattdessen «mit Liebe, Leidenschaft und Ehrlichkeit zubereitete Gerichte, die ganz ohne Wichtigkeitsanfälle den Weg von der Küche auf Ihren Tisch finden ». Auch das ist nicht gelogen. Wir beginnen mit einem bunten Salat und einer Kichererbsen-Tartelette mit Zitronen- Fava und gerösteten Zucchetti und nehmen uns vor, den griechischen Erbsen-Dip bald selber nachzukochen. Obwohl die Karte gut überschaubar ist, quält uns schon bei den Vorspeisen die Qual der Wahl. Beim nächsten Besuch entscheiden wir uns dann wohl für die lauwarmen Artischocken-Böden, gefüllt mit Frischkäse, Birnen und Pastrami oder die Curry-Lemongrass-Suppe. Urbane Flaneure statt Holzköpfe Auch unter den Hauptgängen fehlt es nicht an Verlockungen. Für diesmal lassen wir den Black-Angus-Burger mit Country Cuts, das Lammragout, den mit Käse überbackenen Blattspinat und die Tomaten-Mozzarella-Ravioli links liegen und entscheiden uns für das Pouletcurry mit Basmatireis und Papadam sowie für den furiosen Linseneintopf mit Granatapfelkernen und gebackenen Blumenkohlsteaks. Eine weise Wahl, doch wäre das Resultat andersrum wohl ebenso erfreulich und wohlschmeckend gewesen. Zu betonen sei hier nebst der Qualität auch das grosszügige Verhältnis zwischen Preis und Menge des Gebotenen. Aus dem Augenwinkel nehmen wir die ankommenden Hotelgäste wahr, die in der Mehrzahl wie auch die Restaurant-Besucher in die Kategorie «urbane Flaneure» fallen und mit ihren heiteren Mienen die Grundsympathie des Ortes gleich wieder zurückspiegeln. Keine Poser, Heissluftumwälzer und Instagram-Ritter. Sondern Menschen, die gut zum Haus passen und das auf der Website beschriebene «Knarren der uralten Holzböden oder die Kraft von rechten Winkeln, die nicht mehr rechtwinklig sind» nicht als Drohung auffassen, sondern sich lieber darüber freuen, dass der Fluss, die Bären und auch die Rosen hoch oben im gleichnamigen Garten derart nah sind.

Wir aber lassen uns weiter an unserem Tisch in unserer Ecke verwöhnen. Zum Finale warten noch die hausgemachten Desserts im Glas und die Kuchen aus der Vitrine. Wir entscheiden uns nach hartem Ringen für ein Tobleronemousse und einen Cheesecake und brauchen es nicht zu bereuen. Und als krönender Abschluss drängt sich ein kurzer Bummel der Aare entlang in Richtung Altenbergsteg ins Abendrot hinein geradezu auf.

AfdN 04/2024 –Hotel Landhaus by «Albert & Frida»
Alles beschaulich: Der Eingang
AfdN 04/2024 –Hotel Landhaus by «Albert & Frida»
Dekor-Detail
AfdN 04/2024 –Hotel Landhaus by «Albert & Frida»
Dekor-Detail Toilette
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Terrasse
AfdN 04/2024 –Hotel Landhaus by «Albert & Frida»
Curry
AfdN 04/2024 –Hotel Landhaus by «Albert & Frida»
Linsen mit Blumenkohl
AfdN 04/2024 –Hotel Landhaus by «Albert & Frida»
Salat

INFO

  • Küche: Der Kalauer «klein, aber fein» ist hier angemessen
  • Service: Lässt keine Wünsche offen
  • Ambiente: Ein solches Wohnzimmer hätten wir auch gerne
  • Preise: Freundlich
  • Adresse: Altenbergstrasse 4, 3013 Bern
  • Reservation: 031 348 03 05, www.albertfrida.ch
  • Öffnungszeiten: Die Küche ist von Montag bis Freitag wie folgt geöffnet: 12 bis 13.30 Uhr und 18 bis 21 Uh

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