Weltweit verbreitet und als Schulsport in der Lorraine
Feldhockey ist eine der populärsten Mannschaftssportarten weltweit. Bei uns eine Nischensportart, wird das Spiel mit Ball und Stock auf allen Kontinenten praktiziert, ist seit mehr als 100 Jahren olympisch und war eine der ersten Teamsportarten, die für Frauen zugänglich waren. Mädchen und Buben aus der Lorraine geniessen das Spiel als Schulsport.
Wer denn sonst, wenn nicht die Engländer? Meistens, wenn es um Gründungen und Regelwerke sportlicher Natur ging, geschah dies auf der britischen Insel, wo Mitte des 19. Jahrhunderts der erste Hockeyverein gegründet wurde. Wo denn sonst, wenn nicht im Nordquartier, mag man sich angesichts der Vielfalt sportlicher Aktivitäten im Quartier fragen, wurde der Berner Hockey Club gegründet? Das geschah vor rund 80 Jahren, der Club ist immer noch im Quartier beheimatet, verspürt seit Jahren wieder Aufwind und hat eine Präsidentin mit sehr viel Herzblut. Sie heisst Barbara Flückiger, ihr Engagement gilt ihrem Club genauso wie den Schülerinnen und Schülern in der Lorraine, wo sie als schulische Heilpädagogin arbeitet. «Jede Schule verfügt über einen Pool, in dem Angebote für Schulsport gemacht werden können», antwortet sie auf die Frage, wie das Feldhockey – auch Landhockey genannt – zum Schulsport wurde, «mir ist aufgefallen, dass sich das Angebot für die Unterstufe auf Flötenspielen beschränkte. Also habe ich Landhockey vorgestellt und angeboten, damit sich die Jüngsten zusätzlich zum Turnunterricht einmal pro Woche bewegen können.» Seither ist das Lorraine- Schulhaus die einzige Schule in Bern mit Feldhockey als freiwilligem Schulsport.
«Geniale Sportart für Mädchen»
Barbara Flückiger findet dieses Vorgehen an Schulen sehr grosszügig und ist dankbar dafür. Gleichzeitig ist sie bemüht, ihr Amt als Präsidentin des Berner HC und ihre berufliche Tätigkeit zu trennen, obschon durch die gemeinsame Sportart ein Bezug besteht; für beide Seiten, Schule und Club, ist es offenbar eine bereichernde Verbindung. Entstanden durch eine Sportart, von der Barbara Flückiger sagt: «Landhockey wird zwar immer noch häufiger von Männern gespielt, aber es ist eine geniale Sportart für Mädchen und Frauen. Körpergrösse und Kraft sind der weniger wichtige Teil. Köpfchen, Technik, das Auge, die Cleverness und das Miteinander hingegen sind so wichtig, dass sehr vieles gegeben ist, damit Landhockey ideal ist für Mädchen und Frauen.» Dazu komme, gerät die Heilpädagogin ins Schwärmen über ihren Lieblingssport, dass sie durch die vielen Stufen innerhalb des Clubs lange zusammen spielen können, oft auch in gemischten Teams mit Jungen. «Ich stelle fest, dass das kreative Element und der Wille, zusammen etwas zu erreichen, bei Mädchen im Vordergrund stehen. Diese Eigenschaften prädestinieren für eine Teamsportart. » Die Zahlen dazu unterstreichen die Aussagen von Barbara Flückiger: Im Schulsport seien es zwar immer noch drei viertel Knaben, die sich anmelden, im Berner HC hingegen gibt es bereits ein reines Mädchenteam unter 12 Jahren und im Alter U-15 ist das Verhältnis Mädchen- Buben ausgeglichen.
Es geht aufwärts im Club
Dass im Berner Hockey Club wieder über genügend Nachwuchs gesprochen werden kann, ist nicht selbstverständlich, vor Jahren grenzte solches an Wunschdenken. Die Konkurrenz durch Fussball und Unihockey machte sich bemerkbar und der Verein tat sich schwer, überhaupt noch Teams für den Trainings- und Spielbetrieb stellen zu können. Heute spielen rund 50 Juniorinnen und Junioren in verschiedenen Altersstufen, je ein komplettes Team bei den Damen und den Herren nimmt an der Schweizer Meisterschaft teil. Die Wende zum Guten mag verschiedene Gründe haben, einer davon ist bestimmt der Schulsport und damit die Präsidentin. Sie war als aktive Spielerin im Hockey Club, auch als Junioren- Trainerin, Leiterin von Trainingslagern und als Mitglied im Vorstand. «Dann wurde das Präsidentenamt frei», sagt sie, «Es war für mich Neuland und ich habe es nur gemacht im Wissen, dass ich mich dabei in einem Umfeld von Leuten bewege, die mich unterstützen.» Seit eineinhalb Jahren tut sie das, und sie bereut es nicht. Dass der Sport, für den sich Barbara Flückiger engagiert, in der Schweiz ein Nischendasein fristet, stört sie nicht. Obschon man neidisch werden könnte bei einem globalen Blick auf das Landhockey, das weltweit zu den Sportarten mit den meisten Anhängern gehört.
Keine Checks, dafür Kreativität
In europäischen Ländern wird im Sommer draussen auf Rasen gespielt, im Winter wird das Spiel zu Hallenhockey. Draussen ist das Feld gleich gross wie im Fussball, es spielen elf gegen elf, gegenüber sechs Teammitgliedern in der Halle. Von März bis Oktober gastiert der Berner HC für seine Trainings, Spiele und Turniere auf der Allmend. Durch eine verkürzte Wintersaison in der Halle wird Feldhockey zu einer Ganzjahressportart. Ob drinnen oder draussen, gespielt wird immer mit einem harten Ball, der mit einem krummen Stock nur flach gespielt wird, Körpereinsatz und Checks gibt es nicht, was alles zu einem geringen Verletzungsrisiko beiträgt. «Die Technik ist anspruchsvoll », fasst Barbara Flückiger das Spiel zusammen, «dafür sind bei der Spielkreativität keine Grenzen gesetzt.» Keine Grenzen, das entspricht den Grundsätzen des Berner Hockey Clubs. «Die Kinder bei uns kommen aus den verschiedensten Quartieren und mit unterschiedlichstem kulturellem Hintergrund. Auch von Familien, die aus Ländern zugewandert sind, in denen Landhockey einen hohen Stellenwert hat.»