Musikalienhandlung Müller & Schade

Das Musikhaus ist auch ein Haus für Bücher, Konzerte und Lesungen

Die Musikalienhandlung Müller & Schade an der Moserstrasse bietet, was der Name verspricht: ein grosses Sortiment im Laden an Noten, Büchern, Zubehör und Blockflöten, dazu eine sehr umfangreiche virtuelle Plattform für Musiknoten und einen Musikverlag. Nebst Konzerten im Ladenlokal gibt es auch Lesungen mit einem Bezug zur Musik.

Martin Jost
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Noten, Bücher, Blockflöten und Zubehör: Alles im Angebot von Müller & Schade hat einen Bezug zur Musik. (Bilder: Martin Jost)

«Jeder Notenladen, den es noch gibt, ist ein Wunder. Eigentlich kann es diese gar nicht mehr geben.» Das sagt Marc Kilchenmann und er ist sichtlich erfreut darüber, dass er als Mitglied des Verwaltungsrates von Müller & Schade Teil eines solchen Wunders ist. Nebst seiner Tätigkeit als Hochschuldozent ist der Musiker auch Forscher, Komponist und Verleger. Und lebt damit eine Vielfalt vor, die gefragt und nötig ist, soll ein Geschäft weitergeführt werden, für dessen Existenz aufgrund der heutigen Möglichkeiten rund um Musik und Noten ein hohes Engagement nötig ist. Dafür sorgt Katharina Nicca als Geschäftsleiterin. Sie übt diese Tätigkeit parallel auch in der Musikalienhandlung Notenpunkt in Zürich aus, in deren Besitz Müller & Schade seit knapp vier Jahren ist. Seit einem Jahr gilt ihre Konzentration vor allem dem Geschäft an der Moserstrasse. Ein Resultat ihrer Aktivitäten wird beim Betreten des Ladenlokals sichtbar, nämlich die grosse Auswahl an Büchern. «Wir haben dabei vor allem das Thema Musik noch breiter gestaltet», erklärt Katharina Nicca das Buchsortiment, das diesen Frühling nochmals weiter ausgebaut wird: «Das können Romane sein, philosophische Werke, Biografien oder Analysen zu Musikwerken. Aber auch Bücher zur Musikgeschichte und sehr viele für Kinder.»

Lesezeichen als Buchtipps

Alles, wirklich alles im Laden habe einen Bezug zur Musik, fährt sie fort und leitet über zum neuen Projekt «Lesen», das von Marc Kilchenmann initiiert wurde. Das sind Lesezeichen mit einem Buchtipp von Musikerinnen, die eines ihrer Lieblingsbücher vorstellen. Sie verfassen dazu einen kurzen Text, auf der Rückseite wird der Musiker, der die Empfehlung abgibt, mit Bild und Text ebenfalls vorgestellt. Klein in der Form als Lesezeichen, kurz und prägnant in der Mitteilung und ein Sinnbild der Verbindung zwischen Worten und Tönen. Aus dieser Kombination können Lesungen im Lokal entstehen, wie Anfang dieses Jahres, als die Komponistin Katharina Weber und der Autor Franz Dodel im Ladenlokal einen gemeinsamen Auftritt aus Lesung und Musik absolvierten. «Das Projekt ‹Lesen› steht am Anfang und wird sich entwickeln », äussert sich die Geschäftsleiterin zuversichtlich zum Konzept, «auch deshalb, weil die Musikerinnen und Musiker, die einen Buchtipp verfassen, völlig frei sind in ihrer Entscheidung, eine Lesung abzuhalten. Sie können, müssen aber nicht.» Ob mit oder ohne Lesung, allein die Buchzeichen, die im Laden auf dem Büchertisch aufliegen, seien inspirierend für die Kundschaft.

Hohe Qualität in der Beratung

Trotz dem Ausbau des Buchsortiments, Müller & Schade ist und bleibt in erster Linie ein Ort von Noten, Musikbüchern und Blockflöten, mit einem Verlag im Hintergrund. Die Musiknoten seien das wichtigste Segment, so Katharina Nicca, «damit erarbeiten wir den grössten Anteil unseres Umsatzes; und dafür braucht es unsere professionelle Beratung. Musikalienhandel ist ein hochspezialisierter Bereich, der mit sehr grossem Fachwissen verbunden ist.» Dabei spiele die Recherche eine wichtige Rolle, vor allem für jenen Teil der Kundschaft, der mit Nachforschungen im Internet wenig vertraut ist. «Genau das ist unsere Aufgabe; durch unser Wissen fallen uns auch die aufwendigsten Recherchen leichter und wir finden fast alles.» Überhaupt sei die Beratung, auch für sehr individuelle Bedürfnisse, mit Abstand das Wichtigste, zuerst müsse jedoch die Aufmerksamkeit erzeugt werden, um das Fachwissen und die Professionalität überhaupt anbieten zu können. «Tatsächlich stellen wir uns immer wieder die Frage, wie wir an die Menschen herankommen», bestätigt Katharina Nicca, «es ist eine grosse Herausforderung, überhaupt bekannt zu machen, dass es uns gibt. Weder sind wir im Stadtzentrum, noch verfügen wir über ein grosses Werbebudget.»

Konzerte im Verkaufsladen

Ein Teil der Werbung der Musikalienhandlung richtet sich an Musikschulen und deren Lehrerinnen und Lehrer, an Chöre oder Orchester. Segmente also, die dem Beziehungsnetz des Musikers Marc Kilchenmann entsprechen. Wenn denn im Musikhaus auch gelesen wird, was also liegt näher, als dort auch zu musizieren, dürften sich die Verantwortlichen gefragt haben. Sie liessen die Frage nicht unbeantwortet, die Konzertreihe «Vertönt» läuft in der dritten Saison. Dargeboten werden Werke in einem breiten musikalischen Spektrum, meist von Komponisten mit einem Bezug zu Bern. «Das kommt beim Publikum und bei den Musikern und Musikerinnen sehr gut an», sagt Marc Kilchenmann, «besonders schön finde ich, dass keine definierte Handschrift dahintersteckt. Die Besuchenden wissen nicht genau, was sie bei den Konzerten erwartet, dafür können sie mit Überraschungen rechnen.» Die Konzerte finden fünf bis sieben Mal pro Jahr statt, sind jeweils mit einem kleinen Apéro verbunden und zeitlich so angelegt, dass der Samstagabend danach immer noch zur Verfügung steht. «Innerhalb der Musikszene sprechen wir oft von einer Schranke, die durch eine Bühne entstehen kann», weiss der Musiker, «verglichen mit Konzertsälen ist es hier fast schrankenlos. Diese Nähe zum Publikum und auch die Anwesenheit der Musikerinnen und Musiker beim Apéro erzeugen eine besondere Stimmung.»

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Mit Leidenschaft für eine der wenigen Musikalienhandlungen in der Schweiz: Katharina Nicca und Marc Kilchenmann.
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Katharina Nicca, Geschäftsleiterin bei Müller & Schade an der Moserstrasse.
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«Lesen» und «Vertönt» als Sinnbild für die Verbindung zwischen Worten und Tönen.

INFO

Nächste Konzerte:
23. März / 4. Mai / 8. Juni


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