Dieser Artikel wurde von der «reformiert. Bern» zur Verfügung gestellt.

Kirchgemeinden Johannes und Markus

Grosse Bewegungen aufeinander zu

Allmählich verwischen sich die Konturen der einzelnen Kirchgemeinden, fügen sich die Teile neu zusammen und entsteht ein faszinierendes Gebilde, das frohgemut der Zukunft entgegen strebt. 2023 markiert jene Wegstrecke, auf der die beiden Kirchgemeinden des Nordquartiers zusammengerückt sind und nach neuen Formen des gemeinsamen Lebens und Zusammenarbeitens suchten. Im neuen Jahr soll diese Bewegung aufeinander zu gefestigt werden und in eine Fusion münden. Am Horizont steht der gemeinsame Einzug ins architektonisch weiterentwickelte Ensemble Markus an der Tellstrasse – die Kredite für dieses ambitionierte Projekt sind im Grossen Kirchenrat der Gesamtkirchgemeinde Bern gesprochen worden. Mitarbeitende und Ehrenamtliche berichten aus turbulenten Zeiten.

Diverse Autoren
Winterimpressionen
Die Impressionen stammen vom Lorrainehof, der am 3. Dezember zu einem lauschigen Abend im Rahmen des Nordsterns einlud. Der Nordstern ist eine Adventstour quer durch das Nordquartier, auf der die Quartierbevölkerung unterschiedlichste ortsansässige Institutionen kennenlernen kann. Der Nordstern ist aus einer Initiative der Kirchgemeinden im Nordquartier entstanden und steht für ihre Verbundenheit zum Quartier und seinen Menschen und Institutionen. Fotos: Andreas Abebe

SHR – Sigrist:innen, Hausdienst, Reinigung

Eine Kirche und ein Kirchgemeindehaus zu räumen, welches in den 1950er Jahren gebaut wurde, ist grandios – grandios stressig wie grandios faszinierend. Was da alles zu Tage kommt: Schätze voller Erinnerungen, kulturell wertvolle Gegenstände, aber auch hunderte Kilogramme Gerümpel. Wir haben alles Gemeistert, darauf sind wir stolz! Und wer den Prozess des Zügelns kennt, weiss, dass nach dem Einpacken vor dem Auspacken ist. Und wenn die Kisten und all die Möbel einmal am Zielort sind, heisst das noch lange nicht, dass sie am richtigen Ort stehen und dass die Steckdosen dort sind, wo sie sein sollten.

Jetzt ist alles an seinem Platz und wir schauen ins neue Jahr. Bereits hat sich gezeigt, dass im gemeinsamen Kirchgemeindezentrum Markus und Johannes viel Leben eingekehrt ist. Das Bistro ist sehr gut frequentiert, die Kaffeemaschine läuft auf Hochtouren. Die Raumvermietung und die Auslastung sind hoch. Wir vom Hausdienst, wir sind im Element. Nebst den üblichen Alltagsarbeiten ist jeder Tag anders – Troubleshooting – uns gefällt das!

Wir werden im neuen Jahr in die Feinarbeit gehen. Ebenfalls wollen wir die Auslastung der Räume für interne Angebote und Vermietungen optimieren. Ich und mein Team sind motiviert und wir freuen uns auf das weitere Zusammengehen.

Daniel Strahm

 

Über das grosse Ganze gesehen

Mit dem grossen, farbigen Fest im Sommer haben wir – nur auf Zeit! – Abschied von der Markuskirche und vom Markuskirchgemeindehaus genommen. Auf diese Gebäude warten nun grosse Veränderungen. Für uns heisst das Abwarten und Weiterplanen – und hiess vorerst mal: Zügeln! Eine grosse Kiste – dank der Mitarbeitenden ist alles gut gegangen. Neu sind jetzt beide Kirchgemeinden im Kirchgemeindehaus Johannes untergebracht – und siehe da, es hat Platz für alle! Wir erfahren vor Ort, welche Vorteile die Annäherung der beiden Kirchgemeinden hat: Die Wege sind kurz, Informationen fliessen rasch, Absprachen sind schnell getroffen. Immer ist jemand da, und Überraschungen sind möglich: «Hallo, alte Freundin, was machst du denn da?!» «Ich bin im Orchester. Und du, hast dich wieder für ein Amt überreden lassen?» «Nun ja, ich habe Kirchgemeinderatssitzung. Gehen wir noch schnell ins Bistro?»

Die Erfahrung dieses «Bienenhauses Johannes» inspirierte unsere Visionssuche für die geplante fusionierte reformierte Kirche Bern Nord: Wir ermöglichen Begegnung in einer offenen und gastfreundlichen Atmosphäre, bei vielfältigen Aktivitäten und Angeboten, und verstehen uns als «öffentliches Wohnzimmer» im Nordquartier. Wir unterstützen, beraten, begleiten, vernetzen uns und tun dies alles in einer Haltung des gegenseitigen Respekts.

Und als Kontrapunkt zum Gewusel: die Johanneskirche nebenan, wo man Stille antrifft, ins Herz der Dinge lauschen kann und wo das Bewusstsein im Hier und Jetzt ankommt. Hier stellen wir uns den grossen Fragen des Lebens, ermutigen uns gegenseitig und tanken Energie (wir sagen dem auch «Segen »), um unseren Weg trotz widriger Umständen auf der Welt sorgsam und unverdrossen weiter zu gehen.

Dem allem gilt es einen institutionellen Rahmen zu geben, und dafür ist der Kirchgemeinderat da. Er trifft die nötigen Entscheidungen, hält den Mitarbeitenden den Rücken frei und plant für die Zukunft.

Die Kirchgemeinderät:innen

 

Panta rhei – alles fliesst

Heraklit – ein alter Grieche – soll einmal von einem Fluss gesagt haben, dass man nicht zweimal in denselben hineinsteigen kann. Er verändert sich konstant und ist in jedem Moment derselbe und doch ein anderer Fluss. Einzig die Veränderung ist konstant.

Die Veränderung war im vergangenen Jahr auch für das Pfarrteam eine Konstante. Das zeichnete sich bereits im Vorfeld ab, als wir nach einer Nachfolge für unseren frisch pensionierten Kollegen Jürg Liechti- Möri suchten. Wer will was und wieviel übernehmen? Was kann niemand von uns so weiterführen? Wie teilen wir uns auf? Diese und ähnliche Fragen beschäftigten uns und beschäftigen uns zum Teil noch immer. Glücklicherweise fanden wir schnell eine gute Lösung und konnten die freigewordenen Stellenprozente intern aufteilen. So ist das Pfarrteam seit dem Sommer an Personen zwar etwas geschrumpft, an Aufgaben und Elan aber mindestens gleich gross geblieben.

Da zugleich mit der Reduktion auf nur noch eine Kirche auch die Anzahl Gottesdienste abgenommen hat, kommt es auch hier zu Veränderungen. Wir arbeiten deswegen nicht weniger! Neue Ideen werden verwirklicht, neue Projekte lanciert und ausprobiert; anderes wird neu überdacht, verändert weitergeführt oder bewusst abgeschlossen. Das mag zwar auch schmerzhaft sein, öffnet jedoch einige neue Möglichkeiten und setzt viel kreative Energie frei.

Kein Fluss bleibt jemals gleich, auch keine lebendige Kirchgemeinde. Wir freuen uns, dieses konstant wechselvolle Leben mit euch zu gestalten. Euer Pfarrteam.

Martin Ferrazzini

 

Ein Büro für zwei Kirchgemeinden

Das Jahr ging schnell vorbei. Bereits im Februar wurde der Umzug geplant, projektiert, besprochen. Im Sommer dann das emsige Treiben und Verschieben einer ganzen Kirchgemeinde. Die darauffolgenden drei Monate waren hastig, nervös und turbulent. Arbeitsplätze wurden eingerichtet – neue für die Kolleg:innen der Kirchgemeinde Markus, bestehende wechselten teilweise in andere, oft gemeinsam benutzte Räume, mit dem Ziel des optimalen Zusammenwirkens aller Mitarbeitenden beider Kirchgemeinden. In der Administration geht seither vieles Hand in Hand. Die vier Mitarbeiterinnen, jeweils zwei pro Kirchgemeinde, teilen sich nun das Büro. Dies vereinfacht die Zusammenarbeit enorm. Von Gesetzes wegen müssen zwar viele Aufgaben noch getrennt nach Kirchgemeinde bearbeitet werden, jedoch werden sie einander angeglichen in Hinsicht auf die geplante Fusion. Jene Aufgaben, die wir bereits gemeinsam bewirtschaften dürfen, machen besonders Freude. Ein Beispiel ist die im August aufgeschaltete gemeinsame Website.

Es gab im vergangenen halben Jahr viel zu konsolidieren und stabilisieren. Nun sind die grössten Stolpersteine und Unklarheiten aus dem Weg geräumt, Schwachstellen behoben, die Abläufe mehr oder weniger definiert.

Nun wollen wir uns wieder auf unsere Kernaufgabe konzentrieren und dabei Schritt um Schritt die Vorbereitungen für die Fusion legen. Ebenfalls gibt es viele Fragen für das neue Ensemble Markus zu klären. Uns wird auf jeden Fall nicht langweilig!

Christine Häberli Jeng, Ernst Steiner

 

Reich befrachtete Kirchenmusik

Das Einpacken aller musikalischer Utensilien auf der Empore der Markuskirche war zwar anstrengend, hat aber auch die eine oder andere Überraschung mit sich gebracht. Schon lange nicht mehr gespielte Werke in vermeintlich verschollenen Heften, Kopien von Kammermusikwerken, welche man wieder einmal spielen könnte, spezifisches Notenmaterial zu Themengottesdiensten. Erinnerungen kamen hoch an vergangene Weihnachtsfeiern mit ad-hoc-Chor, an Ostersamstagskonzerte oder an die vielen Orgelsonntage, welche ich spielen durfte. Orgelführungen mit Menschen unterschiedlichster Altersgruppen passierten Revue. Mittlerweile haben alle Noten, Ordner und Bücher ihren Platz im neuen Büro im Kirchgemeindehaus Johannes gefunden.

Musikalisch war das letzte Jahr dicht bepackt mit interessanten Aktivitäten: Vom Kirchensamstag über die Osterfrühfeier, das Sommerfest und die Improvisations- Gottesdienste zum Open-Air-Gottesdienst, zu Feiern der Kirchlichen Unterweisung oder diversen Festtagsfeierlichkeiten gab es viele liturgische Anlässe, welche ich an der Orgel, am Klavier oder am Flügel kammermusikalisch begleiten durfte. Mit Feierabendmusiken, Liederstunden, Nachklängen oder dem Konzert mit Trompete und Orgel durfte ich auch konzertant unterwegs sein.

Auch für das neue Jahr ist kirchenmusikalisch vieles geplant. Seien Sie herzlich willkommen!

Vera Friedli

 

Manchmal etwas chaotisch – Leben eben

Zwei Teams wachsen zusammen – es wird lebendig, manchmal etwas chaotisch, Leben eben.

Im Juli 2023 war es endlich so weit: das Team der Kirchgemeinde Markus ist ins Kirchgemeindehaus Johannes eingezogen.

Obwohl wir schon vor dem Umzug bei vielen Anlässen zusammengearbeitet hatten, hat sich durch das Zusammenwachsen und Teilen der Räumlichkeiten vieles verändert! Nicht nur innerhalb des Teams der Sozialarbeiterinnen und Sozialdiakoninnen wird nun viel mehr gemeinsam organisiert und ausgetauscht, auch die Gruppen, welche sich vorher im Kirchgemeindehaus Markus getroffen hatten, sind nun im Kirchgemeindehaus Johannes zu Gast. Unser Haus ist voller Leben, dies zeigt sich sehr gut im Bistro Johannes: Am 14-täglichen Spielnachmittag wird gejasst und Skippo gespielt, im SiKaPlaMa – ebenfalls alle zwei Wochen – wird gesungen und geplaudert. Sitzungen und Znüni-Pausen werden dort abgehalten. Menschen, welche Lebensmittel benötigen, kommen vorbei und trinken einen Kaffee. Und am Mittag wird am grossen Tisch gemeinsam gegessen. Manchmal ist es laut und hektisch, manchmal etwas chaotisch … so wie das Leben eben ist.

Gleichzeitig wie das Team der Kirchgemeinde Markus ist auch Zoé Blarer als Praktikantin der Sozialen Arbeit zum Team gestossen.

Zoé berichtet: «Im Juli wurde ich in der Kirchgemeinde willkommen geheissen und bevor die letzten Umzugskisten ausgepackt waren, konnte ich auch schon erste Quartierbewohner: innen kennenlernen. Bei meinem ersten Senior:innenspaziergang kam ich mit den Teilnehmenden schnell ins Gespräch und der Umzug der Kirchgemeinde Markus war ein zentrales Thema. Rasch zeigte sich, wie unterschiedlich die Reaktionen diesbezüglich sind. Neben allgemeiner Verunsicherung und Sorgen aufgrund grösserer Wegdistanzen, zeigten sich auch Neugierde und Vorfreude. So auch im Team der Sozialarbeitenden: Dank neuer Büronachbarschaften entstehen neue Projektideen, welche gemeinsam angegangen werden.»

Mandana Trucco

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